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53
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Kein Begriff wird im Wissenschaftsmanagement
54
+ so breitgetreten wie das Wort &#8222;Strategie&#8220;. Jede Institution hat
55
+ eine Strategie für irgendwas. Täglich werden neue Papiere aufgestellt. Dabei
56
+ ist es durchaus sinnvoll, sich Strategien zu überlegen &#8211; es kursiert
57
+ nur leider auch viel Quatsch zu diesem Thema. Hier eine Zusammenstellung der
58
+ fünf populärsten Mythen:</p>\n\n\n\n<p><strong>Mythos 1: „Strategisch“ ist
59
+ das Gegenteil von „operativ“.</strong></p>\n\n\n\n<p>Vor ein paar Jahren nahm
60
+ ich auf der Jahrestagung des Netzwerks Wissenschaftsmanagement an einem Workshop
61
+ teil. „Wir sortieren uns jetzt mal im Raum“, rief die Moderatorin eifrig.
62
+ „Alle, die eher operativ arbeiten, gehen mal in die linke Ecke, und alle,
63
+ die eher strategisch arbeiten, in die rechte!“ Ich machte zwar brav mit, aber
64
+ es wurde relativ schnell klar, dass die beiden Begriffe eigentlich keine Gegenpole
65
+ sind.</p>\n\n\n\n<p>Wörtlich heißt „operativ“ ja nur „handelnd“. Die Personalabteilung
66
+ handelt, indem sie Leute einstellt, die Pressestelle schreibt Pressemitteilungen,
67
+ die Bauabteilung überwacht die Baustellen, usw&#8230; Gegenfrage: Gibt es
68
+ auch Abteilungen, die nicht operativ tätig sind, also nicht selbst handeln?
69
+ Man könnte jetzt sagen: Ja, nämlich die oberste Leitungsebene, weil sie hinter
70
+ ihrem Schreibtisch sitzt und Anweisungen gibt. Aber das stimmt natürlich nur
71
+ bedingt, denn auch ein Universitätskanzler priorisiert schließlich Bauvorhaben,
72
+ genehmigt Entfristungen, verhandelt mit dem Finanzamt, usw… &#8222;Handeln&#8220;
73
+ tut hier also jeder.</p>\n\n\n\n<p>Was aus dieser Logik vielleicht tatsächlich
74
+ herausfällt, sind spezielle Strategieabteilungen – häufig Stabsstellen -,
75
+ deren Aufgabe ausschließlich darin besteht, Konzepte für die Leitung zu schreiben.
76
+ Wenn sie gegenüber anderen Verwaltungseinheiten weder weisungsbefugt sind
77
+ noch ein eigenes Tagesgeschäft haben, kann man zu Recht sagen: Diese Abteilungen
78
+ sind <em>nicht</em> operativ tätig, sondern rein konzeptionell.</p>\n\n\n\n<p><strong>Mythos
79
+ 2: Eine Strategie beinhaltet strategische Ziele.</strong></p>\n\n\n\n<p>Ohne
80
+ zum Korinthenkacker zu werden: Ziele und Strategien sind zwei verschiedene
81
+ Dinge. Ein Ziel ist etwas, das man erreichen will. Eine Strategie wiederum
82
+ ist ein Bündel von Maßnahmen, um das Ziel zu erreichen. Was hingegen ein „strategisches
83
+ Ziel“ sein soll, weiß ich wirklich nicht. (Gibt es denn auch Ziele, die nicht
84
+ strategisch sind?)</p>\n\n\n\n<p>Anders bei der Henne und dem Ei ist hier
85
+ die Reihenfolge übrigens genau festgelegt: Zuerst kommt das Ziel, und erst
86
+ dann die Strategie. Andernfalls haben Sie eine Menge Geld ausgegeben und wissen
87
+ am Ende nicht mal, ob Sie mit Ihren Maßnahmen erfolgreich waren. Wer auf Nummer
88
+ sicher gehen will, kann allerdings auf zwei beliebten Varianten der Strategiebildung
89
+ zurückgreifen:</p>\n\n\n\n<ul><li><strong>Der Scheunentor-Ansatz: </strong>Ziele
90
+ wie eine allgemeine &#8222;Stärkung der Wasserstoff-Forschung&#8220; sind
91
+ so breit gesetzt, dass man sie im Grunde nie verfehlen kann. Zumindest lässt
92
+ sich nicht nachweisen, dass man sie verfehlt hat.</li><li><strong>Retrofitting</strong>:
93
+ Zuerst schreibt man detailliert auf, was man ohnehin vorhat. Erst dann überlegt
94
+ man sich, zu welchem Ziel diese Maßnahmen führen könnten. Etwas unambitioniert,
95
+ aber so geht&#8217;s natürlich auch.</li></ul>\n\n\n\n<p><strong>Mythos 3:
96
+ Das Adjektiv „strategisch“ zeigt an, dass etwas auf Leitungsebene behandelt
97
+ wird.</strong></p>\n\n\n\n<p>Das ist nicht richtig, und es wäre auch unfair
98
+ gegenüber den Fachabteilungen. Strategisch zu arbeiten bedeutet ja nur, dass
99
+ man seine Entscheidungen und Maßnahmen auf ein konkretes Ziel ausrichtet.
100
+ (Im besten Fall trifft das auf alles zu, was eine Institution während der
101
+ Bürozeiten tut.) Die Finanzabteilung kann das Ziel verfolgen, SB-Mittel abzubauen;
102
+ die Drittmittelabteilung will den Wissenschaftler*innen zu mehr ERC Grants
103
+ zu verhelfen, usw&#8230; Dabei ist es unerheblich, ob an der Tür &#8222;Strategische
104
+ Strategieabteilung&#8220; steht oder schlicht &#8222;Verwaltung&#8220;.</p>\n\n\n\n<p>Das
105
+ Adjektiv wird allerdings gerne benutzt, um Dinge sprachlich aufzuwerten. Aus
106
+ „Personalmanagement“ wird dann „strategisches Personalmanagement“, und die
107
+ Kommunikationsabteilung betreibt auf einmal „strategische Kommunikation“.
108
+ Das macht viel her, ist aber inhaltslos. Provokativ könnte man fragen: Was
109
+ habt ihr denn vorher gemacht? Zielloses Personalmanagement und ziellose Kommunikation?</p>\n\n\n\n<p><strong>Mythos
110
+ 4: Jede Institution braucht eine Gesamtstrategie.</strong></p>\n\n\n\n<p>Klingt
111
+ erstmal gut. Aber warum eigentlich? An einer großen Institution gibt es schließlich
112
+ ganz verschiedene Handlungsfelder: Forschung, IT, Personal, Finanzen… Kann
113
+ man für diese Themen nicht jeweils separate Strategien festlegen, mit Zielen
114
+ und Maßnahmen? Wenn man diese Frage in die Runde wirft, erhält man meistens
115
+ Antworten voller schöner Buzzwords: „Das muss doch miteinander <em>verzahnt
116
+ </em>werden.“ &#8211; „Mit einer Gesamtstrategie kann man noch <em>Synergien
117
+ </em>heben.“ – usw…</p>\n\n\n\n<p>Der Hauptgrund, weshalb Gesamtstrategien
118
+ so populär sind, ist aber ein anderer: Jede Institution hat hochrangige Gremien,
119
+ denen solche Papiere vorgelegt werden müssen – und die Mitglieder dieser Gremien
120
+ sind vielbeschäftigt. Wenn sie bei der Anreise im Flieger nur eine Stunde
121
+ Zeit zur Vorbereitung haben, wollen sie nicht durch fünf Dokumente blättern,
122
+ sondern nur durch ein einziges. Und es möge bitte kurz und knackig sein.</p>\n\n\n\n<p><strong>Mythos
123
+ 5: Am weitesten kommt man mit einer eigenen Strategieabteilung.</strong></p>\n\n\n\n<p>Politisch
124
+ macht es natürlich Eindruck, wenn man eine solche Abteilung vorweisen kann.
125
+ Auf kurze Sicht lautet die Rechnung: Je größer die Strategieabteilung, desto
126
+ besser und effektiver die Strategie der Hochschule. Diese Rechnung kann natürlich
127
+ aufgehen, allerdings gibt es auch Gründe, die gegen die Einrichtung einer
128
+ rein konzeptionell arbeitenden Strategieabteilung sprechen können:</p>\n\n\n\n<ul><li>Mitarbeiter*innen,
129
+ die nie das operative Geschäft des Wissenschaftsbetriebs kennengelernt haben,
130
+ tun sich manchmal schwer, passende Maßnahmen auszuarbeiten. Ihre Ideen sind
131
+ teilweise realitätsfern und verkopft.</li><li>Die Umsetzung einer Strategie
132
+ liegt (naturgemäß) bei den operativen Bereichen. Ein Beispiel: Um den Anteil
133
+ der ausländischen Forschenden zu steigern, braucht es wahrscheinlich Maßnahmen
134
+ bei der Personalabteilung, der Kommunikationsabteilung und dem Auslandsbüro.
135
+ Diese drei Bereiche müssen die Strategie später umsetzen, also sollten sie
136
+ sie auch gemeinsam ausarbeiten. Nicht nur aus Gründen der Machbarkeit, sondern
137
+ auch für ihre Motivation.</li></ul>\n\n\n\n<p>Häufig wird argumentiert: „Wir
138
+ als Strategieabteilung schreiben doch niemandem etwas vor – wir führen nur
139
+ die Stränge zusammen.“ Das ist natürlich legitim. Schaut man dann allerdings
140
+ auf die Zahl der Mitarbeiter*innen, stellt sich die Frage: Braucht es für
141
+ eine reine „Zusammenführung“ wirklich so viele Leute? Könnte das nicht eine
142
+ gute Präsidiumsreferentin allein erledigen?</p>\n\n\n\n<hr class=\"wp-block-separator
143
+ has-alpha-channel-opacity is-style-dots\" />\n\n\n\n<p>Mein persönlicher Eindruck
144
+ ist ja, dass der Begriff &#8222;Strategie&#8220; ab 2005 einen sprunghaften
145
+ Bedeutungszuwachs bekam, als sich plötzlich ganze Universitäten um Exzellenzcluster
146
+ und Graduiertenkollegs bewerben mussten. Stabsstellen mit klangvollen Namen
147
+ wie „Excellence and Strategy Division“ schossen aus dem Boden. Dort stellte
148
+ man dann eine Vielzahl junger Hüpper ein, die häufig direkt aus der Promotion
149
+ kamen und nun am laufenden Band Konzeptpapiere mit bunten Grafiken produzieren
150
+ mussten. Insofern ist der Wildwuchs an Strategien vielleicht auch ein Nebenprodukt
151
+ der Exzellenzinitiative.</p>\n\n\n\n<p>Pardon, ich verwende aus Gewohnheit
152
+ manchmal noch den alten Begriff. Inzwischen heißt die Exzellenzinitiative
153
+ natürlich nicht mehr Exzellenzinitiative. Sondern Exzellenzstrategie. </p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/04/freiheit-finanzen-frauen/","uuid":"b96cd758-408a-4c48-96d7-cfdee5743b50","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/04/freiheit-finanzen-frauen/","title":"Freiheit
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+ und Finanzen vor Frauen?","summary":"Neulich erschien das Leopoldina-Papier
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+ „Frauen in der Wissenschaft„, mit einer Bestandsaufnahme zur Gleichstellung
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+ und einer Reihe von Empfehlungen. Eigentlich eine gute Sache, aber ich bekam
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158
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Neulich erschien das Leopoldina-Papier
159
+ &#8222;<a href=\"https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Publikationen/Nationale_Empfehlungen/2022_Leopoldina_Stellungnahme_Frauen-in-der-Wissenschaft_Web.pdf\">Frauen
160
+ in der Wissenschaft</a>&#8222;, mit einer Bestandsaufnahme zur Gleichstellung
161
+ und einer Reihe von Empfehlungen. Eigentlich eine gute Sache, aber ich bekam
162
+ beim Lesen trotzdem schlechte Laune. Erst nach einer Weile wurde mir klar,
163
+ was mich so ärgerte: Auch die Leopoldina-Stellungnahme wird nichts verändern.
164
+ Sie bestätigt zwar die alte Erwartungshaltung, dass sich bei den Karrierechancen
165
+ von Frauen mehr bewegen muss &#8211; aber wissenschaftliche Institutionen
166
+ können sich bei dem Thema problemlos wegducken, ohne dass sie Konsequenzen
167
+ fürchten müssen. Egal, ob es um die Zahlung gleicher Gehälter geht, um paritätische
168
+ Besetzung von Gremien oder familienfreundliche Arbeitszeiten: Wer sich bewegen
169
+ will, tut es jetzt schon. Und wer sich nicht bewegen will, kommt damit durch.
170
+ Leopoldina hin oder her.</p>\n\n\n\n<p>Zurückgefragt: Könnte die Politik denn
171
+ stärker eingreifen? Könnte sie ihre Möglichkeiten ausspielen, um schnellere
172
+ Veränderungen herbeizuführen? Ja, könnte sie. Denn jede Institution, jede
173
+ Organisation hat politisch besetzte Gremien, die über sie Aufsicht führen:</p>\n\n\n\n<ul>\n<li>Staatliche
174
+ Hochschulen unterliegen der Aufsicht des jeweiligen Ministeriums bzw. Senats.</li>\n\n\n\n<li>Außeruniversitäre
175
+ Forschungseinrichtungen haben einen Aufsichtsrat, dessen Mitglieder aus den
176
+ Forschungsministerien von Bund und Ländern kommen.</li>\n\n\n\n<li>Für wissenschaftliche
177
+ Dach- oder Verbundorganisationen (Helmholtz, Leibniz, NUM, DZGs, usw&#8230;)
178
+ gibt es in der Regel eine Bund-Länder-Kommission mit bestimmten Befugnissen.</li>\n</ul>\n\n\n\n<p>Warum
179
+ greifen diese Gremien also nicht stärker in die Gleichstellungspolitik der
180
+ Wissenschaft ein? Weshalb nehmen sie ihre Aufsichtsfunktion so wenig wahr?
181
+ Dafür gibt es nicht einen, sondern gleich mehrere Gründe:</p>\n\n\n\n<p>Erstens:
182
+ Die Tradition der Wissenschaftsfreiheit. Genauer gesagt, ist sie ja nicht
183
+ nur eine Tradition; die Freiheit von Forschung und Lehre ist im Grundgesetz
184
+ festgeschrieben. Aber die Haltung, dass die Wissenschaft sich am besten selbst
185
+ steuert, durchdringt auch ganz andere Bereiche jenseits von Forschung und
186
+ Lehre. Sobald daher Ministerien oder Bund-Länder-Gremien versuchen, stärkeren
187
+ Einfluss auf die wissenschaftlichen Institutionen zu nehmen, stoßen sie auf
188
+ erbitterten Widerstand &#8211; und kapitulieren am Ende häufig, weil das Schlagwort
189
+ &#8222;Wissenschaftsfreiheit&#8220; (unausgesprochen) über allem schwebt.
190
+ </p>\n\n\n\n<p>Der zweite Grund betrifft ganz konkret die Bund-Länder-Kommissionen
191
+ (s.o.): Anders als die Aufsichtsräte, haben sie laut Satzung meist nur sehr
192
+ begrenzte Befugnisse. Das hat stellenweise auch seine Berechtigung: Die Politik
193
+ hat immer ein Interesse, nach der aktuellen Agenda zu steuern, und die ändert
194
+ sich&#8230; na ja, sagen wir: nicht täglich, aber zumindest jedes Jahr. In
195
+ einem so schnellen Takt lässt sich aber keine Forschungsorganisation umsteuern.
196
+ Es hat schlichtweg keinen Sinn, die Wissenschaft im Jahr 2020 zu mehr Transfer
197
+ zu verpflichten, 2021 zur Pandemiebekämpfung und 2022 zur Kooperation mit
198
+ der Ukraine. Solche wechselnden Schwerpunkte enden entweder in einem wilden
199
+ Verschieben von Geldern und Personen, oder sie bleiben auf oberflächliche
200
+ Strategiepapiere beschränkt. Insofern sind die begrenzten Befugnisse dieser
201
+ Kommissionen einerseits ein wichtiger Schutzschild für die Wissenschaft. Andererseits
202
+ sind sie bei Dauer-Baustellen wie der Gleichstellung ein echtes Problem.</p>\n\n\n\n<p>Dritter
203
+ Grund: Die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien führt eher zu einer abwartenden
204
+ Haltung. Nehmen wir &#8211; wirklich nur zur Anschauung, als willkürlich gewähltes
205
+ Beispiel &#8211; das Kuratorium des DIfE in Postdam. Darin sitzen aktuell:</p>\n\n\n\n<ul>\n<li>eine
206
+ Vertreterin des MWFK (Land Brandenburg)</li>\n\n\n\n<li>eine Vertreterin des
207
+ BMBF</li>\n\n\n\n<li>ein Vertreter des BMEL (Bundesministerium für Ernährung
208
+ und Landwirtschaft)</li>\n\n\n\n<li>&#8230; sowie drei Mitglieder von Universitäten
209
+ und Uniklinika.</li>\n</ul>\n\n\n\n<p>Hier sind also schon drei verschiedene
210
+ Ministerien vertreten. Bei komplexeren Einrichtungen wie dem Hamburger DESY
211
+ sind es durchaus auch mal sieben.</p>\n\n\n\n<p>Im Idealfall würden sich diese
212
+ politischen Vertreter*innen vor einer Sitzung gut abstimmen. Sie würden bestimmte
213
+ Tagesordnungspunkte auf die Agenda setzen lassen, sich vorher Kennzahlen des
214
+ Instituts schicken lassen, Schwachstellen herausarbeiten und dann mit Fragen
215
+ und Forderungen bewaffnet in die Sitzung gehen. </p>\n\n\n\n<p>In der Realität
216
+ dürfte das aber sehr aufwendig werden. Ministerien müssen sich immer einer
217
+ enormen Fülle an parallelen Themen widmen, d.h. oft genug bleibt keine Zeit
218
+ zur Abstimmung untereinander. Und sobald Ministerien untereinander nicht abgestimmt
219
+ sind, werden sie vorsichtig: Man kennt die Haltung der anderen Landesregierung
220
+ nicht genau. Man ist selber im Thema nicht so tief drin und will sich nicht
221
+ blamieren. Man will nicht zum Ärger der anderen Teilnehmer die Agenda sprengen,
222
+ usw&#8230; Dadurch herrscht die Haltung vor: &#8222;<em>Ich lass das mal auf
223
+ mich zukommen. Fragen ergeben sich ja bestimmt in der Sitzung</em>.&#8220;
224
+ </p>\n\n\n\n<p>Auf diese Weise können Missstände unentdeckt bleiben. Zudem
225
+ nutzen Aufsichtsgremien gerne zwei Instrumente, die es ihnen erlauben, sanften
226
+ Druck auszuüben, ohne stark einzugreifen:</p>\n\n\n\n<ul>\n<li>Sie überlassen
227
+ die Einschätzung, ob Thema XY auf dem richtigen Weg ist, dem wissenschaftlichen
228
+ Beirat der Forschungseinrichtung.</li>\n\n\n\n<li>Sie verlangen die Vorlage
229
+ einer Strategie. Jawoll! </li>\n</ul>\n\n\n\n<p>Beides sind &#8211; mit Verlaub
230
+ &#8211; eher zahnlose Instrumente. Denn der wissenschaftliche Beirat wird
231
+ immer auf der Seite der Wissenschaftler*innen stehen und im Zweifelsfall sagen:
232
+ &#8222;Alles auf dem richtigen Weg.&#8220; Und nur weil eine Strategie vorgelegt
233
+ wird, heißt das noch lange nicht, dass sie ambitioniert ist und alle Möglichkeiten
234
+ ausschöpft. (Was Strategien genau bringen, und wie man sehr uneffektive Strategien
235
+ aufstellen kann, darüber habe ich schon <a href=\"https://ulirockenbauch.blog/2022/08/29/strategie-mythen/\">an
236
+ anderer Stelle</a> geschrieben.)</p>\n\n\n\n<p>Steuerungsmöglichkeiten gibt
237
+ es übrigens auch auf höherer politischer Ebene: Als die außeruniversitären
238
+ Organisationen nach 2012 eine steigende Summe an Selbstbewirtschaftungsmitteln
239
+ aufbauten (was zwar gesetzlich völlig im Rahmen war, aber dem Rechnungshof
240
+ nicht gefiel), griff der Haushaltsausschuss im Bundestag durch: 2018 verordnete
241
+ er eine 25%-Sperre auf die Betriebsmittel der Helmholtz-Gemeinschaft. Das
242
+ war damals ein echtes Erdbeben in der Wissenschaftslandschaft. Die Sperre
243
+ hat seitdem zu heftigen Mittelverlusten, einigen Nebenwirkungen und viel Verärgerung
244
+ geführt &#8211; aber sie hat auch ein Umdenken bewirkt. Seit 2018 ist klar:
245
+ Wenn bis Herbst nicht drei Viertel der Mittel verbraucht sind, wird das restliche
246
+ Viertel gestrichen. Das wirkt!</p>\n\n\n\n<p>Das Erschreckende an diesem Vergleich
247
+ ist: Die Anhäufung von SB-Mitteln (also kein Missbrauch von Geldern, nur schlechte
248
+ Haushaltsdisziplin) hat ausgereicht, um eine heftige politische Reaktion zu
249
+ erzeugen. Aber beim Thema &#8222;Frauen in der Wissenschaft&#8220;, das seit
250
+ Jahrzehnten in Schieflage hängt, gilt weiterhin das Prinzip der Freiwilligkeit.
251
+ Liebe Ministerien, lieber Bundestag &#8211; warum eigentlich? Sind das also
252
+ Eure Prioritäten? Haushaltsdisziplin vor Gleichstellung? </p>\n\n\n\n<p>Um
253
+ Veränderungen auch gegen Widerstände durchzusetzen, müsste die Politik also
254
+ zunächst lernen, härter nachzufragen. Abgestimmter. Besser informiert. Und
255
+ gleichzeitig darf sie keine Angst haben, die Hebel zu nutzen, die ihr gegeben
256
+ sind: Verpflichtung zu Anti-Bias-Trainings, Quotierungen, oder auch mal eine
257
+ Politik der leeren Stühle, wenn wieder keine geeignete Frau gefunden wurde.
258
+ Ja, in vieler Hinsicht sollte die Wissenschaft ihre Arbeit selbst steuern.
259
+ Das ist auch richtig so. Aber es gibt Themen, die man ihr nicht alleine überlassen
260
+ kann. </p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/30/kniffliger-brueckenbau/","uuid":"6d908c83-dfd8-40cf-876a-f0cd70dd1a12","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/30/kniffliger-brueckenbau/","title":"Kniffliger
261
+ Brückenbau","summary":"Seit über zwei Jahren streiten sich die EU und das
262
+ Vereinigte Königreich (UK) über die Anbindung der Briten an das europäische
263
+ Forschungsrahmenprogramm, Horizon Europe. Beide Seiten beschuldigen sich,...","date_published":"2022-10-30T19:32:07Z","date_modified":"2022-10-30T19:32:07Z","authors":[{"url":null,"name":"Uli
264
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Seit über zwei Jahren streiten
265
+ sich die EU und das Vereinigte Königreich (UK) über die Anbindung der Briten
266
+ an das europäische Forschungsrahmenprogramm, Horizon Europe. Beide Seiten
267
+ beschuldigen sich, Verträge im Zusammenhang mit dem Brexit nicht einzuhalten:
268
+ Die EU fordert vom UK die Umsetzung des sogenannten Nordirland-Protokolls,
269
+ das wiederum ein Teil eines größeren Handels- und Kooperationsabkommens ist.
270
+ Und dessen restliche Einhaltung fordert wiederum das UK. Bisher bewegt sich&#8230;
271
+ nichts. Für die Wissenschaftler*innen, die an einer britischen Uni forschen,
272
+ heißt das: Was sie an Horizon-Europe-Geldern eingeworben haben, ist erst einmal
273
+ verloren. Da das Vereinigte Königreich nicht mehr an das Rahmenprogramm angebunden
274
+ ist, hat die EU konsequenterweise <a href=\"https://sciencebusiness.net/news/european-research-council-withdraws-grants-115-researchers-based-uk-19-scientists-decide\">die
275
+ Zuwendung für 115 ERC Grantees zurückgezogen</a>. Für die Wissenschaft ist
276
+ das bitter.</p>\n\n\n\n<p>Als ich mich mit dieser Materie beschäftigte, erinnerte
277
+ mich das alles frappierend an eine ähnliche Situation vor acht Jahren: Damals
278
+ war es die Schweiz, die es sich mit der EU verdarb &#8211; zumindest vorübergehend.
279
+ Denn irgendwie schafften es die Schweizer, ihre Wissenschaft relativ schnell
280
+ und geräuschlos wieder an die EU anzubinden. Ihre viel gerühmten diplomatischen
281
+ Künste waren offenbar keine Übertreibung.</p>\n\n\n\n<p>Was war geschehen?</p>\n\n\n\n<p>Im
282
+ Februar 2014 beschloss die Schweiz in einer nationalen Abstimmung verschärfte
283
+ Regeln für die Zuwanderung von Ausländern. Da ich selbst ja einige Jahre in
284
+ Basel gearbeitet habe, überraschte mich das nicht: Rechtskonservative Parteien
285
+ waren schon länger relativ stark gewesen. Als ich 2007 in der Schweiz ankam,
286
+ lief zum Beispiel gerade eine Kampagne der SVP gegen &#8222;kriminelle Ausländer&#8220;.
287
+ In der Zeitung konnte man damals solche Anzeigen entdecken:</p>\n\n\n\n<figure
288
+ class=\"wp-block-image size-large\"><img data-attachment-id=\"1057\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/30/kniffliger-brueckenbau/schwarze-schafe/\"
289
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg\"
290
+ data-orig-size=\"621,655\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"1\"}\"
291
+ data-image-title=\"schwarze-schafe\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
292
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg?w=284\"
293
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg?w=621\"
294
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg?w=621\"
295
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1057\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg
296
+ 621w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg?w=142
297
+ 142w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/schwarze-schafe.jpg?w=284
298
+ 284w\" sizes=\"(max-width: 621px) 100vw, 621px\" /></figure>\n\n\n\n<p>In
299
+ unserem Institut nahmen wir das damals relativ entspannt, denn erstens waren
300
+ wir als forschende Akademiker natürlich von jeglichem Verdacht erhaben, &#8222;kriminelle
301
+ Ausländer&#8220; zu sein. Zweitens, und das möchte ich wirklich betonen, ticken
302
+ die Basler noch einmal ein ganzes Stück liberaler. Man lebt im Dreiländereck,
303
+ also wimmelt es von Deutschen und Franzosen. Ich persönlich habe mich dort
304
+ immer willkommen gefühlt.</p>\n\n\n\n<p>Zurück zu besagter Volksabstimmung
305
+ von 2014, die mit hauchdünner Mehrheit angenommen wurde &#8211; sie warf ein
306
+ Problem auf: Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer in Europa wurde dadurch eingeschränkt.
307
+ Die Schweiz war aber über die so genannten &#8222;Bilateralen Verträge I&#8220;
308
+ eng an den europäischen Arbeitsmarkt angebunden worden und hatte sich unter
309
+ anderem zu Arbeitnehmerfreizügigkeit verpflichtet. Dieses Abkommen war jetzt
310
+ hinfällig.</p>\n\n\n\n<p>Aber die EU war vorsichtig gewesen. Um ein politisches
311
+ Rosinenpicken zu verhindern, hatte man einige Jahre zuvor sieben Verträge
312
+ parallel ausgehandelt, die verschiedene Dinge regelten und unterm Strich für
313
+ beide Seiten fair waren: Handelsabkommen, Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt,
314
+ wissenschaftliche Anbindung und Ähnliches. Der Kniff daran war: Genau wie
315
+ beim britischen Handels- und Kooperationsabkommen war all dies nur im Paket
316
+ gültig. Jeder der sieben Verträge war mit einer sog. &#8222;Guillotine-Klausel&#8220;
317
+ ausgestattet &#8211; ja, die hieß wirklich so und besagte im Kern: Die Schweiz
318
+ bekam nur das Gesamtpaket. Oder eben gar nichts davon.</p>\n\n\n\n<p>Die Guillotine
319
+ fiel also, die EU setzte alle sieben Verträge aus, und die Schweiz verlor
320
+ ihren Status als &#8222;assoziiertes Land&#8220; im Forschungsrahmenprogramm
321
+ (damals noch Horizon 2020). Bewerbungen aus der Schweiz waren plötzlich nicht
322
+ möglich, was vor allem bei prestigeträchtigen Förderungen wie dem ERC schmerzhaft
323
+ war.</p>\n\n\n\n<p>Damals traten zahlreiche Forscher auf die öffentliche Bühne
324
+ und forderten, die Wissenschaft nicht zum Spielball von politischen Hakeleien
325
+ zu machen. Diese Kampagne war tatsächlich erfolgreich: Zum Wohle der Wissenschaft
326
+ gab die EU letztendlich ihr Druckmittel auf, und man einigte sich auf ein
327
+ bilaterales Abkommen für eine Teilassoziierung der Schweiz an Horizon2020.
328
+ Ich ärgerte mich damals, weil dieser Schritt zwar gut gemeint, aber ein Rückschlag
329
+ für die europäischen Werte war. Und noch eine Sache war bemerkenswert: Die
330
+ &#8222;Teilassoziierung&#8220; galt nur für den prestigeträchtigsten Teil
331
+ des Programms, nämlich ERC Grants und Marie-Sklodowska-Curie-Fellowships.
332
+ Das neue, bilaterale Abkommen war sozusagen die offizielle Lizenz zum Rosinenpicken.</p>\n\n\n\n<p>Weshalb
333
+ gelingt dasselbe Kunststück heute nicht dem Vereinigten Königreich?<br>Es
334
+ kann zumindest nicht daran liegen, dass die Wissenschaft zu leise ist oder
335
+ sich zu wenig zu Wort meldet. Die HRK hat zum Beispiel schon zu Beginn der
336
+ Querelen <a href=\"https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/meldung/brexit-hrk-fordert-volle-assoziierung-des-uk-an-horizon-europe-und-erasmus-4704/\">eine
337
+ politische Lösung für die Anbindung der Briten gefordert</a>. Im Vergleich
338
+ zu anderen Themengebieten ist die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit
339
+ allerdings nicht aufsehenerregend genug.</p>\n\n\n\n<p>Profitieren die anderen
340
+ europäischen Länder denn, wenn die britischen Unis aus Horizon Europe aussteigen?
341
+ Im Sinne von: Wir haben weniger Konkurrenz, und dadurch bleibt mehr Geld für
342
+ uns übrig? Auch das kann man klar ausschließen, denn das UK geht dem Programm
343
+ auch als Einzahler verloren, nicht nur als Nutznießer. Unterm Strich und langfristig
344
+ gleichen sich die Zahlungen also mehr oder weniger aus.</p>\n\n\n\n<p>Was
345
+ auch immer die britische Regierung seit dem Brexit falsch gemacht hat, es
346
+ scheint also an klassischem diplomatischem Geschick zu hängen. Vielleicht
347
+ hatte sie im Vergleich zur Schweiz auch einfach eine schwierige Ausgangslage:
348
+ Als ich versucht habe, das Nordirland-Protokoll und seine Hintergründe zu
349
+ verstehen, musste ich Dinge nachlesen wie das <a href=\"https://de.wikipedia.org/wiki/Karfreitagsabkommen#:~:text=Das%20Karfreitagsabkommen%20(englisch%20Good%20Friday,April%201998.\">Karfreitagsabkommen
350
+ </a>von 1998. Lauter Themen, die mit Wissenschaft wirklich nicht mehr viel
351
+ zu tun haben. So viel historischer Ballast macht vermutlich jede Verhandlung
352
+ kompliziert und sperrig.</p>\n\n\n\n<p>Ob die Assoziierung an Horizon Europe
353
+ noch gelingt, wird jetzt wohl davon abhängen, ob das Vereinigte Königreich
354
+ sich in Sachen Diplomatie noch etwas von der Schweiz abgucken kann. Und ob
355
+ es seine eigenen politischen Turbulenzen in den Griff bekommt. Es wartet eine
356
+ schwierige Aufgabe auf <s>Boris Johnson </s></p>\n\n\n\n<p><s>Liz Truss</s></p>\n\n\n\n<p>Rishi
357
+ Sunak.</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<p><em>Mit
358
+ einem besonderen Dank an <a href=\"https://www.linkedin.com/in/jensjaegerjj/\">Jens
359
+ Jäger</a> vom Helmholtz-Büro Brüssel, für erhellende Hintergrundinformationen
360
+ und seine fachliche Einschätzung.</em></p>\n\n\n\n<p></p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2023/04/13/behind-the-science-pausiert/","uuid":"3eec02a9-78b9-4609-a533-40b36c331e73","url":"https://ulirockenbauch.blog/2023/04/13/behind-the-science-pausiert/","title":"„Behind
361
+ the Science“ pausiert","summary":"Liebe Leserinnen und Leser,  vor einigen
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+ für einen Quereinsteiger aus der Wissenschaft – beinahe einmalig war: Mit
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365
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p></p>\n\n\n\n<p>Liebe Leserinnen
366
+ und Leser,&nbsp;</p>\n\n\n\n<p>vor einigen Wochen hat sich für mich eine berufliche
367
+ Möglichkeit aufgetan, die &#8211; insbesondere für einen Quereinsteiger aus
368
+ der Wissenschaft &#8211; beinahe einmalig war: Mit großer Freude darf ich
369
+ sagen, dass ich jetzt für den Forschungsverbund Berlin die Verwaltung am <a
370
+ href=\"https://www.izw-berlin.de/de/mission-vision.html\">Leibniz-Institut
371
+ für Zoo- und Wildtierforschung</a> leite.&nbsp;</p>\n\n\n\n<p>So dankbar ich
372
+ für diese Chance bin, so deutlich ist jetzt eine Konsequenz geworden: Es bleibt
373
+ mir neben dem Beruf und dem Familienleben kaum noch Zeit zum Schreiben. Das
374
+ bedaure ich sehr, denn in der Wissenschaftslandschaft passiert zur Zeit eine
375
+ Menge. Die wachsende Leserschaft und die persönlichen Rückmeldungen auf manche
376
+ Artikel waren außerdem ermutigend und eine tolle Erfahrung.</p>\n\n\n\n<p>Aber:
377
+ Ein guter Artikel kostet viel Zeit.</p>\n\n\n\n<p>Hintergrundrecherche, Textentwurf,
378
+ Feinarbeit, Bildmaterial&#8230; In Summe braucht ein qualitativ hochwertiger
379
+ Beitrag etwa einen Tag Arbeit, und inzwischen muss ich mir eingestehen, dass
380
+ mir diese Zeit jetzt schlichtweg fehlt. Meinem Anspruch, komplexe Zusammenhänge
381
+ aufzuzeigen und dadurch Denkanstöße zu geben, kann ich momentan nicht gerecht
382
+ werden, daher habe ich entschieden, &#8222;Behind the Science&#8220; vorerst
383
+ ruhen zu lassen. Und mit etwas Glück lässt sich das Projekt irgendwann in
384
+ der Zukunft auch wieder neu beleben &#8211; darauf freue ich mich schon. </p>\n\n\n\n<p>Herzlichen
385
+ Dank an alle meine Leserinnen und Leser!</p>\n\n\n\n<p>Uli Rockenbauch</p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/09/25/forschungsgelder-next-level/","uuid":"a1910ac7-827a-450f-b099-f260da6af46b","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/09/25/forschungsgelder-next-level/","title":"Forschungsgelder,
386
+ next Level","summary":"Sie denken, Sie kennen jedes Förderprogramm? Sie haben
387
+ schon jede Menge Grants eingeworben und glauben, jetzt sind Sie Drittmittelkönig*in?
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+ Von wegen. Jenseits von Sachbeihilfen und ERC gibt’s noch ganz...","date_published":"2022-09-25T18:30:35Z","date_modified":"2022-09-25T18:30:35Z","authors":[{"url":null,"name":"Uli
389
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Sie denken, Sie kennen jedes
390
+ Förderprogramm? Sie haben schon jede Menge Grants eingeworben und glauben,
391
+ jetzt sind Sie Drittmittelkönig*in? Von wegen. Jenseits von Sachbeihilfen
392
+ und ERC gibt&#8217;s noch ganz andere Möglichkeiten. Die abgefahrensten von
393
+ ihnen heißen nicht mal mehr Drittmittel. Ein Überblick über alle Levels des
394
+ großen Fördermittel-Spiels:</p>\n\n\n\n<h2 class=\"wp-block-heading\">Level
395
+ 1 – Die Projektförderung</h2>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image size-large\"><img
396
+ data-attachment-id=\"1090\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie1-4/\"
397
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg\"
398
+ data-orig-size=\"960,720\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"0\"}\"
399
+ data-image-title=\"Folie1\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
400
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg?w=300\"
401
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg?w=960\"
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+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg?w=960\"
403
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1090\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg
404
+ 960w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg?w=150
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+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie1.jpg?w=300
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407
+ 768w\" sizes=\"(max-width: 960px) 100vw, 960px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Die
408
+ klassische Zuwendung kennen Sie: Sie haben eine Projektidee, schreiben einen
409
+ Antrag und kriegen das Geld &#8211; von der DFG, dem ERC, der VolkswagenStiftung
410
+ oder hunderten anderen Mittelgebern. Genauer gesagt, bekommt Ihre Hochschule
411
+ oder Forschungseinrichtung die Gelder, und Sie dürfen sie ausgeben.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wo
412
+ das Geld herkommt: </strong>Drittmittelgeber aller Art.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wie
413
+ man da rankommt: </strong>Viele Anträge einreichen, bis endlich einer angenommen
414
+ wird.</p>\n\n\n\n<p><strong>Was man dafür mitbringen muss: </strong>Eine gute
415
+ Projektidee, Talent beim Schreiben und etwas Hartnäckigkeit</p>\n\n\n\n<p><strong>Vorteil:</strong>
416
+ Quadratisch, praktisch, gut. Relativ einfach zu handhaben.</p>\n\n\n\n<p><strong>Nachteil:
417
+ </strong>Nach drei Jahren geht der Zirkus von vorne los.</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<h2
418
+ class=\"wp-block-heading\">Level 2 – Das Verbundprojekt</h2>\n\n\n\n<figure
419
+ class=\"wp-block-image size-large\"><img data-attachment-id=\"1091\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie2-3/\"
420
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg\"
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+ data-orig-size=\"960,720\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"0\"}\"
422
+ data-image-title=\"Folie2\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
423
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg?w=300\"
424
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg?w=960\"
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+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg?w=960\"
426
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1091\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg
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+ 960w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg?w=150
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+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2-1.jpg?w=300
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430
+ 768w\" sizes=\"(max-width: 960px) 100vw, 960px\" /></figure>\n\n\n\n<p><em>&#8222;If
431
+ you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together.&#8220;
432
+ </em>Das gilt natürlich auch für die Wissenschaft.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wo
433
+ das Geld herkommt:</strong> Größere Drittmittelgeber. Theoretisch können die
434
+ Partner jeweils aus unterschiedlichen Quellen finanziert werden. Aber warum
435
+ die Sache unnötig kompliziert machen?</p>\n\n\n\n<p><strong>Wie man da rankommt:</strong>
436
+ Partner suchen, Antrag einreichen, Daumen drücken.</p>\n\n\n\n<p><strong>Was
437
+ man dafür mitbringen muss: </strong>Kompromissbereitschaft und ein Auge für
438
+ die richtigen Forschungspartner.</p>\n\n\n\n<p><strong>Vorteil: </strong>Mehr
439
+ Schlagkraft durch interdisziplinäre Zusammenarbeit.</p>\n\n\n\n<p><strong>Nachteil:
440
+ </strong>Nächtliche Zoom-Konferenzen mit Australien. Und ständiges Nachhaken,
441
+ wenn ein Partner mit dem Projektbericht nicht aus dem Knick kommt.</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<h2
442
+ class=\"wp-block-heading\">Level 3 – Das Netzwerk</h2>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image
443
+ size-large\"><img data-attachment-id=\"1092\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie3-3/\"
444
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg\"
445
+ data-orig-size=\"960,720\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"0\"}\"
446
+ data-image-title=\"Folie3\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
447
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg?w=300\"
448
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg?w=960\"
449
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg?w=960\"
450
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1092\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg
451
+ 960w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg?w=150
452
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg?w=300
453
+ 300w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-2.jpg?w=768
454
+ 768w\" sizes=\"(max-width: 960px) 100vw, 960px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Vernetzung
455
+ kommt nie aus der Mode. Wenn Sie Menschen zusammenbringen, ermöglichen Sie
456
+ den fachlichen Austausch und die Generierung neuer Ideen. (Außerdem dürfen
457
+ Sie als Initiator*in ganz vorne auf der Bühne stehen.) Im Hintergrund gibt
458
+ es oft ein Sekretariat oder eine Koordinationsstelle, die das Ganze am Laufen
459
+ hält.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wo das Geld herkommt: </strong>von der DFG, anderen
460
+ Drittmittelgebern oder manchmal auch von wissenschaftlichen Einrichtungen.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wie
461
+ man da rankommt: </strong>Einen flammenden Aufruf in der Community starten.
462
+ Anschließend Fördermittel für ein neues Netzwerk beantragen.</p>\n\n\n\n<p><strong>Was
463
+ man dafür mitbringen muss:</strong> Ein Rampensau-Gen, damit man die große
464
+ Bühne nicht scheut. Und die Fähigkeit, Leuten das Gefühl zu geben, dass sie
465
+ wirklich was verpassen, wenn sie hier nicht mitmachen.</p>\n\n\n\n<p><strong>Vorteil:</strong>
466
+ Danach kennt einen jeder. Wirklich jeder.</p>\n\n\n\n<p><strong>Nachteil:</strong>
467
+ Forschung kann man darüber nicht finanzieren. Es ist eben nur ein Netzwerk.</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<h2
468
+ class=\"wp-block-heading\">Level 4 – Upgrade für die eigene Institution</h2>\n\n\n\n<figure
469
+ class=\"wp-block-image size-large\"><img data-attachment-id=\"1094\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie5-2/\"
470
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471
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472
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473
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480
+ 768w\" sizes=\"(max-width: 960px) 100vw, 960px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Neue
481
+ Infrastruktur ist ein anderes Kaliber als Forschungsprojekte: In der Anschaffung
482
+ ist sie meist teuer und braucht zudem ein jährliches Budget für Reparaturen
483
+ oder spezielles Personal. Dafür ist sie dauerhaft verfügbar und kann einer
484
+ Institution einen echten Standortvorteil verschaffen. </p>\n\n\n\n<p><strong>Wo
485
+ das Geld herkommt:</strong> DFG, Landesministerien oder BMBF.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wie
486
+ man da rankommt: </strong>Offizielle Antragswege gibt es in den <a href=\"https://www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/wgi/index.html\">Großgeräte-Programmen</a>
487
+ (über die DFG) und im &#8222;<a href=\"https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7655-19.pdf?__blob=publicationFile&v=2\">Programm
488
+ Forschungsbauten</a>&#8220; (über den Wissenschaftsrat). Falls das nicht ausreicht,
489
+ müssen Sie folgendes tun: Erstens, Präsident*in einer Uni oder Forschungseinrichtung
490
+ werden. Zweitens, enge Kontakte zum zuständigen Ministerium knüpfen und dort,
491
+ drittens, sehr glaubwürdig versichern, dass ohne einen neuen Fusionsreaktor
492
+ oder ein größeres Bibliotheksgebäude die Welt untergeht.</p>\n\n\n\n<p><strong>Was
493
+ man dafür mitbringen muss</strong>: Wissenschaftliches Renommee und viel Überzeugungskraft.</p>\n\n\n\n<p><strong>Vorteil</strong>:
494
+ Wenn Ihnen das gelingt, haben Sie für alle Zeiten Held*innen-Status an Ihrer
495
+ Institution.</p>\n\n\n\n<p><strong>Nachteil</strong>: Kein Nachteil. Sie müssen
496
+ sich nur mit geringen Erfolgschancen abfinden.</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<h2
497
+ class=\"wp-block-heading\">Level 5 – Das virtuelle Forschungshaus</h2>\n\n\n\n<figure
498
+ class=\"wp-block-image size-large\"><img data-attachment-id=\"1093\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie4-2/\"
499
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg\"
500
+ data-orig-size=\"960,720\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"0\"}\"
501
+ data-image-title=\"Folie4\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
502
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg?w=300\"
503
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg?w=960\"
504
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg?w=960\"
505
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1093\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg
506
+ 960w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg?w=150
507
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg?w=300
508
+ 300w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie4.jpg?w=768
509
+ 768w\" sizes=\"(max-width: 960px) 100vw, 960px\" /></figure>\n\n\n\n<p>In
510
+ diesen Konstrukten kommen Forschung und Geld zusammen &#8211; allerdings ohne
511
+ ein Gebäude drumherum. Die bekannteste Variante sind DFG-Sonderforschungsbereiche,
512
+ die allerdings nach drei Förderperioden beendet werden. Ähnlich funktionierten
513
+ früher die sog. &#8222;Virtuellen Institute&#8220; der Helmholtz-Gemeinschaft,
514
+ die mittlerweile wieder eingestellt wurden.</p>\n\n\n\n<p>In den letzten Jahrzehnten
515
+ hat das BMBF mit dauerhaften Varianten dieser Verbünde experimentiert, z.B.
516
+ mit den <a href=\"https://deutschezentren.de/\">Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung</a>
517
+ oder den <a href=\"https://www.forschungscampus.bmbf.de/foerderinitiative/ziele-und-eckpunkte\">Forschungscampi</a>.
518
+ </p>\n\n\n\n<p><strong>Wo das Geld herkommt:</strong> DFG oder BMBF</p>\n\n\n\n<p><strong>Wie
519
+ man da rankommt:</strong></p>\n\n\n\n<ol type=\"a\">\n<li>Wenn man damit leben
520
+ kann, dass nach 12 Jahren Schluss ist – tolle Forschung machen, gute Partner
521
+ um sich scharen, SFB beantragen.</li>\n\n\n\n<li>Wenn man was Dauerhaftes
522
+ will: gute Partner um sich scharen, etwa zehn Jahre warten und sich dann im
523
+ richtigen Moment auf die große BMBF-Ausschreibung bewerben.</li>\n</ol>\n\n\n\n<p><strong>Was
524
+ man dafür mitbringen muss:</strong> Einen Status als Platzhirsch und die Fähigkeit,
525
+ die aktuellen Buzzwords der Zeitgeschichte geschickt im Antrag aufzugreifen.</p>\n\n\n\n<p><strong>Vorteil:</strong>
526
+ Ein Riesending. Sie sind plötzlich Hausherr*in einer völlig neuen Organisation.</p>\n\n\n\n<p><strong>Nachteile:
527
+ </strong></p>\n\n\n\n<p>Erstens: Die Leute, die Sie um sich scharen, arbeiten
528
+ weiterhin an ihrer Uni. Ihr schönes Konstrukt ist für viele von ihnen nur
529
+ eine weitere Geldquelle. </p>\n\n\n\n<p>Zweitens: Sie können Ihren Freunden
530
+ keine Führung durch „Ihr Haus“ geben. Es gibt ja keins.</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<h2
531
+ class=\"wp-block-heading\">Level 6 – Ein eigenes Forschungshaus</h2>\n\n\n\n<figure
532
+ class=\"wp-block-image size-large\"><img data-attachment-id=\"1095\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie6-2/\"
533
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg\"
534
+ data-orig-size=\"960,720\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"0\"}\"
535
+ data-image-title=\"Folie6\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
536
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg?w=300\"
537
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg?w=960\"
538
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg?w=960\"
539
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1095\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg
540
+ 960w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg?w=150
541
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg?w=300
542
+ 300w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie6.jpg?w=768
543
+ 768w\" sizes=\"(max-width: 960px) 100vw, 960px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Wenn
544
+ Sie das schaffen, dürfen Sie sich mit dem Saarländer CISPA oder dem DLR-Institut
545
+ für Gasturbinen&nbsp;in eine Reihe stellen: Die Politik beschließt, dass es
546
+ für genau Ihr Thema ein neues Forschungsinstitut braucht &#8211; mit Ihnen
547
+ als Direktor*in. (Ihre Konkurrenz wird dadurch ziemlich brüskiert, aber das
548
+ muss Sie dann nicht mehr kümmern.) Nach ein bis zwei Jahren Vorlauf haben
549
+ Sie endlich den goldenen Schlüssel in der Hand.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wo das
550
+ Geld herkommt: </strong>Technisch gesehen, vom BMBF. Aber Achtung: Richtige
551
+ neue Forschungsinstitutionen finden ihren Weg in den Ministeriums-Etat meist
552
+ nur über den Haushaltsausschuss. Oder sie werden gleich im Koalitionsvertrag
553
+ festgeschrieben. In jedem Fall sollten Sie nicht beim Ministerium die Klinken
554
+ putzen gehen, sondern beim Deutschen Bundestag.</p>\n\n\n\n<p><strong>Wie
555
+ man da rankommt: </strong>Bahnbrechende Forschung machen, in der Politik ein-
556
+ und ausgehen und bei der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses auf
557
+ dem Flur herumlungern. Mit Ihrem Konzept griffbereit in der Tasche. </p>\n\n\n\n<p><strong>Was
558
+ man dafür mitbringen muss:</strong> Einen Promi-Status als Wissenschaftler*in,
559
+ eine Standleitung zu den Bundestagsfraktionen und eine ordentliche Portion
560
+ Größenwahn.</p>\n\n\n\n<p><strong>Vorteil:</strong> Ein Denkmal. Nur für Sie.</p>\n\n\n\n<p><strong>Nachteil:
561
+ </strong>Auf dem Weg dahin werden Sie sich unweigerlich Feinde machen. Das
562
+ Geld muss ja irgendwo herkommen, d.h. die Mittel, die Sie für Ihr Haus bekommen,
563
+ werden vermutlich jemand anderem weggenommen. Danach sind Sie zwar unsterblich,
564
+ aber niemand mag Sie mehr. </p>\n\n\n\n<p>Willkommen im Olymp.</p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/09/06/mehr-einsicht-bitte/","uuid":"651d123c-e4de-4d3d-a9ca-19ce91aeca9d","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/09/06/mehr-einsicht-bitte/","title":"Mehr
565
+ Einsicht, bitte","summary":"Wenn es um saubere Aktenführung geht, denken wir
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568
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Wenn es um saubere Aktenführung
569
+ geht, denken wir in der Verwaltung meistens an die Rechnungsprüfer. Oder an
570
+ die graue Eminenz, den Rechnungshof. Oder an schmerzvolle Audits von Drittmittelgebern.
571
+ Was aber kaum beachtet wird, ist: Jede Normalbürgerin, jeder Normalbürger
572
+ darf Einblick in unsere Akten erhalten.</p>\n\n\n\n<p>Gut, der letzte Satz
573
+ hatte möglicherweise ein gewisses Potenzial, Panik zu stiften, daher hier
574
+ gleich eine Relativierung: </p>\n\n\n\n<p>Als wissenschaftliche Institutionen
575
+ müssen wir Einsicht in unsere Unterlagen gewähren, sofern wir unter ein Informationsfreiheitsgesetz
576
+ fallen. Sofern es eine konkrete Anfrage mit berechtigtem öffentlichen Interesse
577
+ gibt. Und unter Abwägung anderer wichtiger Dinge wie dem Schutz persönlicher
578
+ Daten. Dann und nur dann müssen wir Einsicht in unsere Unterlagen geben. </p>\n\n\n\n<p>Hintergrund
579
+ ist, dass der Staat keine Geheimnisse vor den Bürger*innen haben soll, die
580
+ seine Organe wählen und ihn durch Steuern finanzieren. Das macht durchaus
581
+ Sinn, aber das sogenannte Amtsgeheimnis wurde tatsächlich erst im Jahr 2006
582
+ abgeschafft. Seitdem gibt es das &#8222;Gesetz zur Regelung des Zugangs zu
583
+ Informationen des Bundes&#8220;. Es wird meist Informationsfreiheitsgesetz
584
+ (<a href=\"https://www.gesetze-im-internet.de/ifg/\">IFG</a>) genannt und
585
+ legt &#8211; vereinfacht gesagt &#8211; fest, dass die öffentliche Verwaltung
586
+ amtliche Informationen auf Nachfrage offenlegen muss. Jetzt kommt natürlich
587
+ die Kernfrage für alle, die im Wissenschaftsmanagement arbeiten: Gilt das
588
+ auch für uns? Müssen wir gläserne Akten führen??</p>\n\n\n\n<p>Die Antwort
589
+ ist ein glasklares: &#8222;Jein&#8220;. Erstaunlicherweise geht durch die
590
+ Wissenschaftslandschaft eine schwammige Zickzack-Grenze, welche Institutionen
591
+ unter die Informationsfreiheit fallen und welche nicht. Das hat zwei Gründe:</p>\n\n\n\n<ul>\n<li>Erstens:
592
+ Es gibt nicht ein einziges solches Gesetz, sondern ein IFG auf Bundesebene
593
+ und dreizehn verschiedene auf Ebene der Bundesländer (die Initiative <em>FragDenStaat
594
+ </em>hat eine <a href=\"https://fragdenstaat.de/hilfe/tipps-fur-den-anfrageprozess/bereichsausnahmen/\">sehr
595
+ gute Übersicht</a> dazu aufbereitet). Der Föderalismus sorgt hier für den
596
+ üblichen Flickenteppich: Grundsätzlich sind zwar staatliche Hochschulen mit
597
+ eingeschlossen, weil sie nachgeordnete Behörden sind. Manche Bundesländer
598
+ nehmen allerdings die Hochschulen explizit aus der Regelung heraus, in Hamburg
599
+ ist speziell die Forschung, aber nicht die Lehre ausgenommen, usw&#8230; Einzelne
600
+ Länder wie Bayern haben wiederum gar kein solches Gesetz. (Aus irgendeinem
601
+ Grund überrascht mich das bei Bayern nicht. Sie auch nicht?)</li>\n\n\n\n<li>Zweiter
602
+ Grund: Die außeruniversitäre Forschung ist ein Graubereich, da diese Institutionen
603
+ keine Behörden sind. Mehr dazu weiter unten.</li>\n\n\n\n<li>Dritter Grund:
604
+ Mischfinanzierungen machen das Ganze noch komplizierter. Leibniz-Institute
605
+ zum Beispiel werden fifty-fifty von Bund und Ländern finanziert. Wir als DZHK
606
+ wiederum sind zwar ein privatrechtlicher Verein, aber die Finanzierung unserer
607
+ Forschung läuft über BMBF-Projekte. Und Institutionen wie das DLR oder das
608
+ Forschungszentrum Jülich fungieren auch als Projektträger, so dass zumindest
609
+ dieser Unternehmensteil jeweils öffentlich-rechtliche Aufgaben übernimmt. </li>\n</ul>\n\n\n\n<p>Und
610
+ was heißt das nun in der Praxis? Gibt es überhaupt eine Praxis, mit echten
611
+ Anfragen aus der Bevölkerung oder Presse? Ja, die gibt es.</p>\n\n\n\n<p>Das
612
+ Portal <em>FragDenStaat</em>, über das laut eigenen Angaben mehr als die Hälfte
613
+ der bundesweiten IFG-Anfragen läuft, listet aktuell unter dem Filter &#8222;Forschung&#8220;
614
+ insgesamt <a href=\"https://fragdenstaat.de/anfragen/?q=&status=&jurisdiction=&campaign=&category=forschung&publicbody=&tag=&user=&first_after=&first_before=&sort=\">2.754
615
+ Anfragen</a> auf. Etwa die Hälfte davon war am Ende erfolgreich oder teilweise
616
+ erfolgreich, d.h. die Fragenden bekamen tatsächlich die Information, die sie
617
+ wollten. Jeder, den es interessiert, kann die Antworten dort nachlesen.</p>\n\n\n\n<p>Und
618
+ welche großen Fragen bewegen nun die Nation? Was ist den Menschen so wichtig,
619
+ dass sie sich die Zeit nehmen, um eine Anfrage an die öffentliche Verwaltung
620
+ zu formulieren? Zusammenfassend kann man sagen: Sie interessieren sich für
621
+ ein Sammelsurium an Themen &#8211; und eher für Kleinteiliges.</p>\n\n\n\n<p>Die
622
+ einen fragen nach einer &#8222;tabellarische Übersicht der in den Mensen am
623
+ Standort Stuttgart in den Kalenderwochen 27/2022 und 28/2022 eingesetzten
624
+ tierischen Produkte&#8220;. Mit Angaben zu Lieferanten, Bio-Kennzeichnung
625
+ und Herkunftsland.</p>\n\n\n\n<p>Andere fragen nach der &#8222;ECTS Einstufungstabelle
626
+ der RWTH Aachen für den Studiengang Energietechnik M.Sc. der Jahre 2019-2022&#8220;.
627
+ Es bleibt zu hoffen, dass hinter dieser Anfrage mehr steckt als nur der Versuch
628
+ eines Studierenden, seine ECTS-Punkte aufzubessern. </p>\n\n\n\n<p>Trotzdem:
629
+ Es wird auch immer wieder nach den großen und kontroversen Themen gefragt.
630
+ Zum Beispiel nach aufgestellten Überwachungskameras an der Hochschule Bremen.
631
+ Nach bewilligten Fördermitteln für die Nationale Forschungsdateninfrastruktur.
632
+ Oder nach Kooperationen der WWU Münster mit chinesischen Universitäten. Auch
633
+ wenn Demokratie nervig und teilweise kleinteilig sein kann, ist sie hier eindeutig
634
+ am Werk, und zwar in Reinform.</p>\n\n\n\n<p>Interessant wird es außerdem
635
+ dann, wenn Anfragen abgelehnt werden. Im Sektor Forschung sind das bisher
636
+ über 300 Fälle (wobei man auch hier über einige bizarre Titel wie &#8222;Sport
637
+ Altklausuren 2012-2018&#8220; hinweglesen muss&#8230;).</p>\n\n\n\n<p>Manche
638
+ Anfragen, beispielsweise die Einsicht in Personalakten, werden abgelehnt,
639
+ weil sie Persönlichkeitsrechte verletzen würden. Manche Hochschulen verweisen
640
+ auf das jeweilige Landes-IFG, das sie nicht zur Auskunft verpflichtet. Und
641
+ was bemerkenswert ist: Die Außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Fraunhofer,
642
+ Max-Planck, Helmholtz und Leibniz) lehnen Anfragen grundsätzlich ab. Egal,
643
+ ob es um <a href=\"https://fragdenstaat.de/anfrage/diss-sedirisk-methodik-zur-flachendifferenzierten-analyse-und-bewertung-von-stofflichen-hochwasserrisiken/#nachricht-505114\">Hochwasserrisiken</a>,
644
+ <a href=\"https://fragdenstaat.de/anfrage/cyber-valley/\">die Planung des
645
+ CyberValley</a> oder den <a href=\"https://fragdenstaat.de/anfrage/unternehmen-wendelstein-7-x/\">Reaktor
646
+ Wendelstein 7-X</a> geht &#8211; die Antwort lautet immer sinngemäß: Dieses
647
+ Gesetz ist auf uns nicht anwendbar. Durch ihre privatrechtliche Organisation
648
+ fallen sie nicht unter §1 des IFG:</p>\n\n\n\n<p>&#8222;<em>Für sonstige Bundesorgane
649
+ und -einrichtungen gilt dieses Gesetz, soweit sie öffentlich-rechtliche Verwaltungsaufgaben
650
+ wahrnehmen.&#8220;</em></p>\n\n\n\n<p>Juristisch ist es sicherlich korrekt,
651
+ dass die Wissenschaft an den AUFE keine öffentlich-rechtlichen Verwaltungsaufgabe
652
+ ist; in diese Frage will ich mich nicht einmischen. Aber in der Konsequenz
653
+ heißt das: Der Steuerzahler finanziert Forschung in Höhe eines zweistelligen
654
+ Milliardenbetrags und hat dennoch nur eingeschränkte Möglichkeiten, Einblick
655
+ in Verwaltung und Management dieser Forschung zu nehmen.</p>\n\n\n\n<p>Ich
656
+ wähle für dieses Problem aber ganz bewusst keine reißerische Formulierung.
657
+ Das wäre auch nicht fair, denn als intransparent kann man die außeruniversitäre
658
+ Wissenschaft keineswegs bezeichnen: Jede Institution veröffentlicht finanzielle
659
+ Jahresberichte. Im Monitoring-Bericht zum Pakt für Forschung und Innovation
660
+ kann man viele Statistiken und Einzelbeispiele aller Organisationen nachlesen.
661
+ Die Pressestellen kümmern sich um journalistische Nachfragen. Und eine sehr
662
+ aktive Wissenschaftskommunikation lässt kaum Wünsche offen, was die Vermittlung
663
+ der Forschungsinhalte angeht. In Sachen Transparenz stehen die Außeruniversitären
664
+ den Hochschulen in nichts nach. </p>\n\n\n\n<p>Worum es mir stattdessen geht,
665
+ ist die Frage der Governance. Allein das Bewusstsein, dass die eigene Arbeit
666
+ grundsätzlich nicht geheim ist, lässt Menschen anders agieren &#8211; sorgfältiger,
667
+ fairer, weniger willkürlich. Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz
668
+ haben auch einen anderen Charakter und dienen einem anderen demokratischen
669
+ Zweck als journalistische Recherchen. Sie sind zwar teilweise wirr und naiv,
670
+ aber fast immer im Kern legitim. (Ein bisschen ähneln sie den Kleinen Anfragen
671
+ aus dem Bundestag, merke ich gerade &#8211; sie sind nur kürzer und unsauberer
672
+ formuliert.) Diese Form der Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit ist
673
+ sicher nervig und zeitraubend, aber sie hat in der Demokratie ihre Berechtigung.
674
+ </p>\n\n\n\n<p>Respekt zollen möchte ich an dieser Stelle übrigens der DFG.
675
+ <a href=\"https://fragdenstaat.de/behoerde/338/deutsche-forschungsgemeinschaft/\">Sie
676
+ antwortet auf IFG-Anfragen</a> zwar immer zunächst mit derselben Einleitung
677
+ wie die Forschungsorganisationen (&#8222;Das Gesetz ist auf uns nicht anwendbar&#8220;).
678
+ Aber dann kommt in manchen Fällen ein bemerkenswerter Satz: </p>\n\n\n\n<blockquote
679
+ class=\"wp-block-quote\">\n<p><em>&#8222;Hiervon unbenommen, antworten wir
680
+ Ihnen gerne wie folgt&#8230;&#8220;</em></p>\n</blockquote>\n\n\n\n<p>Das
681
+ Informationsfreiheitsgesetz verpflichtet die DFG zwar nicht dazu, aber <em>erlaubt
682
+ </em>ist eine Antwort trotzdem! Diese Grundhaltung würde ich mir im gesamten
683
+ öffentlichen Forschungssektor wünschen. Die seltsame Zickzack-Linie, was &#8222;amtliche
684
+ Informationen&#8220; sind und was nicht, wird sicherlich bestehen bleiben
685
+ &#8211; aber aus Steuergeldern sind wir letztendlich alle finanziert. Glücklicherweise
686
+ ist in Sachen Transparenz und Rechenschaft schon seit 2006 ein stetiger Kulturwandel
687
+ im Gange, der sich hoffentlich weiter fortsetzt. Und auch die Kleinen Anfragen
688
+ aus dem Bundestag haben uns schließlich nicht umgebracht.</p>\n\n\n\n<p>Zuletzt
689
+ noch ein besonderes Beispiel, das zeigt, wie wichtig Anfragen aus der Bevölkerung
690
+ sind. Ein gut informierter Bürger <a href=\"https://fragdenstaat.de/anfrage/ultrakalte-quantencomputer/\">wandte
691
+ sich im April 2022 an das BMBF</a>, mit der Bitte um Nennung der Fördersumme&#8230;
692
+ </p>\n\n\n\n<blockquote class=\"wp-block-quote\">\n<p>&#8222;&#8230; für die
693
+ Abschätzung des Risikos ultrakalter Quantencomputer, die bekanntermaßen nicht
694
+ binär arbeiten und zerstörerische ENTROPIE des Simulators / Kosmos / Universums
695
+ / Weltalls global aktivieren können.&#8220; </p>\n</blockquote>\n\n\n\n<p>Und
696
+ so ein gravierendes Problem darf ein Ministerium natürlich niemals ignorieren.</p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/23/unsicherheit-ist-das-neue-normal/","uuid":"546e1932-ed74-45a6-8616-72114c95708a","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/10/23/unsicherheit-ist-das-neue-normal/","title":"Unsicherheit
697
+ ist das neue Normal","summary":"Wenn ich im Beruf Konflikte erlebe, die zunächst
698
+ irrational erscheinen, oder wenn Streitigkeiten auf der Sachebene nicht nachvollziehbar
699
+ sind, dann stelle ich erstmal die Frage: Was steckt wirklich dahinter?...","date_published":"2022-10-23T16:12:01Z","date_modified":"2022-10-23T20:09:06Z","authors":[{"url":null,"name":"Uli
700
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Wenn ich im Beruf Konflikte
701
+ erlebe, die zunächst irrational erscheinen, oder wenn Streitigkeiten auf der
702
+ Sachebene nicht nachvollziehbar sind, dann stelle ich erstmal die Frage: <em>Was
703
+ steckt wirklich dahinter?</em> Meistens bringt man dadurch sehr menschliche
704
+ Ursachen und Beweggründe zutage.</p>\n\n\n\n<p>Ähnlich ging es mir, als ich
705
+ die vielen wütenden Artikel und frustrierten Kommentare las, die nach den
706
+ jüngsten Einsparungen des BMBF in der Projektförderung veröffentlicht wurden.
707
+ <a href=\"https://www.tagesspiegel.de/wissen/scharfe-kritik-an-stark-watzinger-von-forschenden-4347790.html\">Hier
708
+ </a>zum Beispiel, oder <a href=\"https://soziologie.de/aktuell/meldungen-des-vorstands/news/bmbf-forschungsfoerderung-unklarheiten-verzoegerungen-streichungen\">hier</a>.
709
+ Oder zuletzt <a href=\"https://www.jmwiarda.de/2022/10/12/das-geht-so-nicht-bmbf/\">hier</a>.</p>\n\n\n\n<p>Das
710
+ Wichtigste sei zuerst gesagt: Für die betroffenen Wissenschaftler*innen ist
711
+ die Situation bitter. Sie hatten sich auf vorläufig zugesagte Gelder verlassen,
712
+ die dann aber überraschend nicht bewilligt wurden. Sie hatten sich auf eine
713
+ neue Stelle gefreut &#8211; zum Teil waren sie dafür sogar umgezogen -, und
714
+ jetzt müssen sie in der Jobsuche von vorn beginnen. Das sind persönliche Rückschläge,
715
+ die man nicht klein reden darf. </p>\n\n\n\n<p>Nur: So tragisch die Kürzungen
716
+ des BMBF für die einzelnen Betroffenen auch sind, ich kann nicht nachvollziehen,
717
+ weshalb sie so ein Politikum sein sollen. Denn der Grund dahinter lässt sich
718
+ in fünf Worten zusammenfassen: Es ist weniger Geld da. Und alle wissen das.</p>\n\n\n\n<p>Ein
719
+ Ministerium hat zwar einen großen Haushalt und kann Prioritäten setzen. Insofern
720
+ kann natürlich jede Projektleitung die Frage stellen: Warum gerade ich? Warum
721
+ ausgerechnet mein Vorhaben? Aber das ändert nichts an ein paar harten Rahmenbedingungen:
722
+ Wir steuern auf eine Rezession zu, die Inflation liegt bei zehn Prozent, und
723
+ für die Bundeswehr werden 100 Mrd. € als Sondervermögen abgezweigt. Für praktisch
724
+ alle Ressorts steht daher (im Vergleich zum Jahresbeginn) plötzlich weniger
725
+ Geld zur Verfügung. Ein Ministerium, das darauf nicht mit einer Reduktion
726
+ seiner Ausgaben reagiert, macht irgendwas falsch.</p>\n\n\n\n<p>Nun lautet
727
+ der häufigste Vorwurf ans BMBF freilich nicht: &#8222;Ihr habt es versäumt,
728
+ Geld herbeizuzaubern.&#8220; Sondern: &#8222;Ihr habt nicht transparent dargelegt,
729
+ weshalb genau diese Projekte storniert oder gekürzt wurden.&#8220; Das mag
730
+ stimmen. Auch die etwas hölzern formulierten Schreiben, die solche Hiobsbotschaften
731
+ verkünden, spenden natürlich keinen echten Trost. Aber hätte eine vertiefte
732
+ Begründung denn irgendwem in der Sache geholfen? </p>\n\n\n\n<p>Denn selbst
733
+ den Betroffenen ist eines bewusst: Ein aufwendiges wissenschaftsgeleitetes
734
+ Verfahren hätte am Ende vielleicht die Auswahl der Projekte verändert, aber
735
+ nicht das Gesamtergebnis. In ihren öffentlichen Stellungnahmen argumentierten
736
+ die Forschenden, dass ihre Projekte gesellschaftlich wichtig seien, aber gleichzeitig
737
+ ist ihnen vermutlich klar: Das gilt durchgehend für alle BMBF-Förderungen.
738
+ Teils wurde die Praxis beklagt, dass neue Vorhaben kurz vor ihrem Start noch
739
+ eine Finanzierungs-Absage erhielten, oder dass Projekten am Ende ihrer Laufzeit
740
+ keine Verlängerung mehr gewährt wurde. Aber diese Entscheidung war in der
741
+ Sache völlig richtig, denn die Alternative wäre gewesen, laufende Forschungsprojekte
742
+ irgendwo auf halber Strecke abzusägen. Das will erst recht niemand.</p>\n\n\n\n<p>Also
743
+ kommt jetzt der Punkt, um zu fragen: Was steckt wirklich dahinter? Woher
744
+ kommt der Ärger, der sich gerade in der Wissenschaftslandschaft breitmacht?
745
+ </p>\n\n\n\n<p>Darauf gibt es zweierlei Antworten. Zum einen entlädt sich
746
+ hier ein lange aufgestauter Frust über die öffentliche Bürokratie. Die BMBF-Kürzungen
747
+ sind zwar der Anlass für diese Entladung, aber im Kern geht es vor allem um
748
+ die kleinteilige, bornierte, völlig weltfremde Art, wie Forschung finanziert
749
+ wird. Diesen Frust spürt man deutlich, wenn man sich Zitate aus dem <a href=\"https://www.jmwiarda.de/2022/10/12/das-geht-so-nicht-bmbf/\">Gastbeitrag
750
+ </a>von Bögelein, Strohmaier und Zucco herausgreift:</p>\n\n\n\n<p><em>&#8222;Neben
751
+ diesen organisatorischen und inhaltlichen Entscheidungen [&#8230;] ergeben
752
+ sich weitere strukturell gelagerte Probleme, die dringend adressiert werden
753
+ müssen.&#8220;</em></p>\n\n\n\n<p><em>&#8222;&#8230;die Zuwendungsbescheide
754
+ erreichten die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sehr kurzfristig, in
755
+ manchen Fällen sogar erst nach Beginn des vereinbarten Projektbeginns&#8220;</em></p>\n\n\n\n<p><em>&#8222;Wir
756
+ fordern auch in BMBF-Förderlinien den Zugang zu den Kommentaren der Fachgutachten&#8220;</em></p>\n\n\n\n<p><em>&#8222;Damit
757
+ wird die akademische Laufbahn (und die individuelle Lebensplanung) unberechenbar.&#8220;</em></p>\n\n\n\n<p>Hier
758
+ vermischt sich praktisch alles, was die öffentlich finanzierte Wissenschaft
759
+ unattraktiv macht: ein Mangel an Jobsicherheit, Erbsenzählerei und ein Gefühl
760
+ des Ausgeliefertseins gegenüber den Behörden. Das alles nahm man zwar wohl
761
+ oder übel in Kauf, solange man vom BMBF frisches Geld bekam. Aber jetzt bringen
762
+ die Kürzungen das Fass zum Überlaufen.</p>\n\n\n\n<p>Es gibt außerdem noch
763
+ einen zweiten, tiefer liegenden Grund, weshalb die aktuellen Kürzungen so
764
+ viel Aufruhr verursachen: Wir haben nie gelernt, mit großer finanzieller Unsicherheit
765
+ umzugehen. </p>\n\n\n\n<p>Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:
766
+ Eine wissenschaftliche Laufbahn ist natürlich schon lange durchzogen von persönlichen
767
+ Ungewissheiten. Regelmäßig stehen unsere Leute vor Fragen wie: &#8222;Wird
768
+ meine Stelle verlängert?&#8220; oder: &#8222;Bekommt mein Projekt die Anschlussfinanzierung?&#8220;
769
+ Aber dass der Staat aufgrund von Turbulenzen etwas nicht mehr finanzieren
770
+ kann, was bereits fest eingeplant war, das kennen wir eher aus Reportagen
771
+ über chaotische Schwellenländer. In Deutschland? Undenkbar.</p>\n\n\n\n<p>Ein
772
+ Beispiel, wie sehr wir uns an die Verlässlichkeit der Ministerien gewöhnt
773
+ haben: Als ich vor zehn Jahren als Forschungsreferent an der FU Berlin anfing,
774
+ lernte ich, dass BMBF-Anträge eine zweistufige Auswahl durchlaufen: eine wissenschaftliche
775
+ Begutachtung und ein formales Bewilligungsverfahren. Letzteres war reine Formsache,
776
+ d.h. wer es zum Vollantrag schaffte, hatte nichts mehr zu befürchten. In den
777
+ Schreiben der Projektträger stand zwar irgendwas von: &#8222;&#8230; weisen
778
+ wir darauf hin, dass die Zuwendung unter dem Vorbehalt der Mittelverfügbarkeit
779
+ steht.&#8220; Aber das erschien uns als Blabla und hatte keinerlei Relevanz;
780
+ die Mittel waren einfach immer verfügbar. Dass wir solche Sätze auf einmal
781
+ wörtlich nehmen müssen, erklärt auch den aktuellen Aufruhr um die BMBF-Budgetkürzungen.</p>\n\n\n\n<p>Die
782
+ politische Zeitenwende hat jetzt also auch die Wissenschaft erreicht: Jahrzehntelang
783
+ war frisches Geld das wichtigste forschungspolitische Gestaltungsinstrument
784
+ der Politik; die Frage lautete immer: &#8222;Was bauen wir aus, und was nicht?&#8220;
785
+ Das ändert sich jetzt. Wenn die Prognosen stimmen, dann wird Bettina Stark-Watzinger
786
+ die erste Ministerin seit langem sein, die hauptsächlich über die umgekehrte
787
+ Entscheidung steuern muss: &#8222;Was führen wir fort, und was kürzen wir?&#8220;
788
+ Dieser Paradigmenwechsel verstört uns auch deshalb so, weil wir (zumindest
789
+ in westdeutscher Perspektive) seit dem Zweiten Weltkrieg nur einen Zuwachs
790
+ an Wohlstand kannten. Es gab natürlich unterschiedlich starke Wachstumsphasen
791
+ &#8211; die meisten Helmholtz-Zentren wurden beispielsweise in den boomenden
792
+ 1960ern aufgebaut -, aber ein Schrumpfen des Systems war undenkbar. Kennen
793
+ Sie irgendeine Uni, die mal aus Geldmangel dicht gemacht wurde? Ich nicht.</p>\n\n\n\n<p>Als
794
+ die Prognosen in den letzten Jahren düsterer wurden, fühlten wir uns vielleicht
795
+ noch eine Weile sicher, weil der öffentliche Sektor vor Turbulenzen besser
796
+ geschützt war als die freie Wirtschaft. Aber jetzt, wo die Klimakrise, die
797
+ Pandemie, der Ukraine-Krieg und auch noch eine hohe Inflation zusammenkommen,
798
+ wird uns gerade klar: Wir haben den vorläufigen Höhepunkt unseres gesellschaftlichen
799
+ Wohlstands überschritten. Das ist in etwa so, als ob ein Achterbahnwagen,
800
+ der stetig bergauf gezogen wurde, seinen höchsten Punkt erreicht und über
801
+ die Kante kippt. Wir spüren jetzt eine deutliche Beschleunigung nach unten,
802
+ und wir reagieren darauf auch genau so wie in der Achterbahn: mit lautem Schreien.
803
+ </p>\n\n\n\n<p>Trotzdem darf in einem guten System kein Chaos ausbrechen.
804
+ Wenn Unsicherheit tatsächlich das neue Normal ist, wird die wichtigste Aufgabe
805
+ für das BMBF darin bestehen, zwei Bereiche zu unterscheiden: Einen Garantiebereich
806
+ (dessen Finanzierung nicht in Frage steht) und einen &#8222;Je-nach-Möglichkeiten&#8220;-Bereich.
807
+ Der Garantiebereich wird schon allein deshalb unverzichtbar sein, um Großprojekte
808
+ wie den <a href=\"https://www.xfel.eu/index_ger.html\">XFEL </a>zu ermöglichen,
809
+ die viele Jahre für den Aufbau brauchen. Solche gigantischen Baustellen wären
810
+ zum Scheitern verurteilt, wenn ihnen jahresweise mal mehr, mal weniger, mal
811
+ kein Geld zur Verfügung stünde. Also brauchen wir finanzielle Sicherheitskorridore,
812
+ die auch bei heftigen Schwankungen des Ministeriumsbudgets nicht angetastet
813
+ werden. Für alles, was außerhalb dieses Bereichs liegt, brauchen wir wiederum
814
+ eine möglichst frühe Kommunikation, ob die jeweilige Finanzierung gesichert
815
+ ist oder nicht: für Projektförderungen, für bundesfinanzierte Einrichtungen,
816
+ für internationale Kooperationen. Dann weiß jeder, woran er ist.</p>\n\n\n\n<p>Zudem
817
+ müssen wir dafür sorgen, dass die sozialen Konsequenzen dieser finanziellen
818
+ Unsicherheit gut abgefedert werden &#8211; und hier meine ich ganz bewusst
819
+ das ganze System Wissenschaft, weil neben den Behörden auch die Hochschulen
820
+ und Forschungseinrichtungen einen Beitrag zur sozialen Absicherung leisten
821
+ können. Sinnvoll könnte zum Beispiel die Einrichtung von Härtefall-Fonds sein,
822
+ oder von Ausfallbürgschaften. Längere Vorlaufzeiten vor den Projekten wurden
823
+ auch schon ins Spiel gebracht, so dass bei einem Ausfall der Gelder alle Beteiligten
824
+ die Möglichkeit hätten, sich rechtzeitig neu zu orientieren. All dies sind
825
+ Optionen, die jetzt getestet werden müssen. </p>\n\n\n\n<p>In jedem Fall sollten
826
+ wir uns wohl angewöhnen, das Kleingedruckte in den Projektträger-Schreiben
827
+ wieder ernst zu nehmen.</p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/08/22/luftschloss/","uuid":"6e4433d0-bb2d-462f-86d6-3a519b54a573","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/08/22/luftschloss/","title":"Der
828
+ lange Weg zum Luftschloss","summary":"Im Mai war ich für das DZHK als Zaungast
829
+ bei einem Tagesspiegel-Politikfrühstück zugeschaltet. Im Livestream wurde
830
+ über Biotech und die Entwicklung neuer Therapien sinniert, natürlich auch
831
+ über mangelndes...","date_published":"2022-08-22T12:16:18Z","date_modified":"2022-08-22T12:16:18Z","authors":[{"url":null,"name":"Uli
832
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Im Mai war ich für das DZHK
833
+ als Zaungast bei einem Tagesspiegel-Politikfrühstück zugeschaltet. Im Livestream
834
+ wurde über Biotech und die Entwicklung neuer Therapien sinniert, natürlich
835
+ auch über mangelndes Risikokapital und überbordende Bürokratie. Überhaupt,
836
+ so der Tenor, müsse es jetzt endlich mal einen Schub für mehr Innovationen
837
+ in Deutschland geben.</p>\n\n\n\n<p>Und mittendrin machte einer der Redner
838
+ plötzlich eine Bemerkung: Damit eine solche Initiative Erfolg haben könne,
839
+ dürfe das Ganze nicht nach den klassischen Regeln der öffentlichen Verwaltung
840
+ laufen. Man müsse von vornherein auf ein ganz anderes Modell setzen, das sich
841
+ von der Logik der Ministerien und Projektträger klar verabschiede. Das Publikum
842
+ schien nicht besonders schockiert über einen solchen Vorstoß, selbst BMBF-Abteilungsleiterin
843
+ Veronika von Messling griff ihn in einem Nebensatz auf. </p>\n\n\n\n<p>Es
844
+ scheint also fast, als ob das der neue Konsens im Wissenschaftssystem ist:
845
+ Mit dem bisherigen Regelwerk ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Zu kleinteilig,
846
+ zu realitätsfern, zu erbsenzählerisch. Egal, wie gut unsere Wissenschaftler*innen
847
+ sind, sie haben sowieso keine Chance mehr, bahnbrechende Dinge hervorzubringen.
848
+ Die Klagen über Bürokratie in der Forschung nehmen gefühlt zu: Erst im Frühjahr
849
+ erhielten BMBF, DFG und DAAD einen offenen Brief, in dem die Hürden der Wissenschaftskooperation
850
+ mit dem Globalen Süden kritisiert wurden. Die Initiatoren schrieben:</p>\n\n\n\n<blockquote
851
+ class=\"wp-block-quote\">\n<p>Der bürokratische Aufwand ist mitunter unverhältnismäßig
852
+ groß, rechtliche Vorgaben behindern Kooperationen in einer globalisierten
853
+ Arbeitswelt [&#8230;]. Viele staatlich finanzierte Förderprogramme lassen
854
+ innovativen Ideen zu wenig Raum, und die Angst vor dem Bundesrechnungshof
855
+ erstickt neue Initiativen oft schon im Keim [&#8230;].</p>\n</blockquote>\n\n\n\n<p>Eine
856
+ bitteres Urteil, aber berechtigt. Während in der Forschungspolitik regelmäßig
857
+ über &#8222;mehr Geld für Thema XY&#8220; geredet wird, sind die Beispiele
858
+ für erfolgreichen Bürokratieabbau tatsächlich viel seltener. Am bekanntesten
859
+ ist das Wissenschaftsfreiheitsgesetz, das 2012 in Kraft trat und den Außeruniversitären
860
+ Forschungsorganisationen ein Paket mit punktuellen Erleichterungen gab: Einführung
861
+ von Globalhaushalten, vereinfachte Unternehmensbeteiligung, In-house-Bauaufsicht.
862
+ (In der Praxis bleibt der Nutzen des Gesetzes bis heute allerdings gering.)
863
+ Manche Ideen wiederum werden durchaus diskutiert, schaffen es aber am Ende
864
+ nicht in die Umsetzung, wie der Vorschlag des ehemaliges Heidelberger Rektors
865
+ Peter Hommelhoff, <a href=\"https://ordnungderwissenschaft.de/wp-content/uploads/2019/11/01_02_2018_hommelhoff_wissenschaftsadaequate_kooperationsform_odw.pdf\">für
866
+ wissenschaftliche Kooperationen eine eigene Rechtsform </a>zu schaffen.</p>\n\n\n\n<p>Es
867
+ gibt also genügend Stimmen, die eine Befreiung der Forschung aus dem Regel-Wirrwarr
868
+ fordern. Ein bürokratiefreies Luftschloss für die Wissenschaft! Nie wieder
869
+ Begründungen schreiben oder &#8222;Das geht nicht&#8220; hören müssen! Nur
870
+ noch mutig voranschreiten, ohne Angst vor dem Rechnungshof. Aber, ganz praktisch
871
+ gefragt: Was müsste man eigentlich ändern oder abschaffen, um diese Freiräume
872
+ zu bekommen?</p>\n\n\n\n<p>Erster und naheliegendster Kandidat: Die Allgemeinen
873
+ Nebenbestimmungen für Zuwendungen. Es gibt sie für die klassische Projektförderungen
874
+ (ANBest-P), aber auch für institutionelle Förderungen (ANBest-I). Allein der
875
+ erste Satz &#8211; &#8222;<em>Die Zuwendung ist wirtschaftlich und sparsam
876
+ zu verwenden</em>&#8220; &#8211; zeigt, wie sehr die Vorstellungen der Haushälter
877
+ und die Forschungspraxis auseinandergehen. Hinzu kommen kleinteilige Regelungen
878
+ zu Mittelabrufen, Besserstellungsverbote und das berühmte Häkchen im Antrag,
879
+ dass mit dem Vorhaben &#8222;noch nicht begonnen&#8220; worden sei. Eine Sammelsurium
880
+ des Unsinns.</p>\n\n\n\n<p><strong>Jetzt die Kernfrage: Wer könnte, ganz konkret,
881
+ die ANBest ändern? </strong></p>\n\n\n\n<p>Geht man dieser Frage nach, stößt
882
+ man auf eine erste Ursache für das starre Verwaltungsgerüst: Die ANBest sind
883
+ keine Erfindung des BMBF, sondern sie gelten für alle Bundesministerien. Anders
884
+ formuliert: Entweder müsste Einigkeit unter den Ministerien herrschen, die
885
+ Regeln für alle Bundeszuwendungen zu lockern. Oder die Forschungsministerin
886
+ müsste mit dem Kabinett aushandeln, dass die BMBF-Zuwendungen zukünftig nach
887
+ einem schlankeren Regelwerk vergeben werden als die anderer Ministerien. Ein
888
+ dickes Brett.</p>\n\n\n\n<p>Und bevor wir uns an den Zuwendungen festbeißen:
889
+ Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Rahmenbedingungen, die Forschung und
890
+ Entwicklung ausbremsen. Deren Änderung wäre sogar oft noch komplizierter:
891
+ </p>\n\n\n\n<ul><li>Manche Verordnungen stammen nur vom BMBF und könnten auch
892
+ durch das Ministerium geändert werden.</li><li>Übergreifende Verordnungen
893
+ wie die ANBest bräuchten wiederum eine Abstimmung mit diversen anderen Ministerien.
894
+ Und nationale Gesetzesänderungen bräuchten eine Bildung der notwendigen Mehrheiten
895
+ im Bundestag. </li><li>In manchen Fällen stammen die Vorgaben von der europäischen
896
+ Ebene, d.h. eine Änderung würde zusätzliche Überzeugungsarbeit und internationale
897
+ Diplomatie erfordern.</li></ul>\n\n\n\n<p>Im folgenden habe ich einmal einige
898
+ prominente Beispiele zusammengetragen und jeweils bewertet, wie dick das Brett
899
+ ist, das die Politik bohren müsste:</p>\n\n\n\n<p><strong>Vergaberecht, vor
900
+ allem das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen und die Vergabeverordnung
901
+ (VgV)</strong></p>\n\n\n\n<p>Ein Beispiel: Wer eine Software kaufen will,
902
+ sollte bloß nicht mit IT-Anbietern ins offene Gespräch gehen. Man schreibt
903
+ stattdessen eine 35-seitige Leistungsbeschreibung, kämpft sich durch die Tiefen
904
+ der Vergabeportale und sucht sich aus elf verschiedenen EVB-IT-Vertragsmustern
905
+ das hoffentlich richtige aus. Nebenher stellt man einen Juristen an, der einen
906
+ rechtzeitig vor Verfahrensfehlern warnt. Dieser Irrsinn wird ab 215.000 €
907
+ Auftragsvolumen noch einmal komplexer, weil hier die Schwelle für europäische
908
+ Vergabe überschritten wird.</p>\n\n\n\n<p>Hierfür gäbe es zwei Lösungen: Entweder
909
+ durch eine Vereinfachung der Verfahren, oder über eine deutliche Anhebung
910
+ der Schwellenwerte. Die Grundlage ist zwar Bundesgesetzgebung, basiert aber
911
+ auf europäischen Rahmenvorgaben und kriegt daher drei Bohrer.</p>\n\n\n\n<figure
912
+ class=\"wp-block-image size-large is-resized\"><img loading=\"lazy\" data-attachment-id=\"816\"
913
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916
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+ alt=\"\" class=\"wp-image-816\" width=\"305\" height=\"77\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/3-bohrer.jpg?w=301
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923
+ 150w\" sizes=\"(max-width: 305px) 100vw, 305px\" /></figure>\n\n\n\n<p><strong>Datenschutz</strong></p>\n\n\n\n<p>Seit
924
+ es die DSGVO gibt, lässt sich gefühlt keine Excel-Tabelle mehr erstellen,
925
+ ohne dass der Datenschutzbeauftragte sie vorher absegnen muss. Da es sich
926
+ um eine Europäische Verordnung handelt, bräuchte es für eine Änderung einen
927
+ EU-Konsens auf exekutiver Ebene &#8211; das ist extrem aufwendig und gibt
928
+ drei Bohrer.</p>\n\n\n\n<p>Allerdings schießen die Datenschützer in Deutschland
929
+ über das eigentliche Ziel hinaus. Der Schutz personenbezogener Daten hat zwar
930
+ einen hohen Stellenwert, soll aber eigentlich gegen andere Aspekte (wie zum
931
+ Beispiel Machbarkeit oder berechtigtes Interesse an der Datennutzung) abgewogen
932
+ werden. In der Praxis ist bei uns stattdessen der Satz &#8222;Das geht aus
933
+ Datenschutzgründen nicht&#8220; sprichwörtlich geworden. Um das zu ändern,
934
+ bräuchte es keine neue Verordnung, sondern einen weitreichenden Kulturwandel
935
+ in der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft. Leider ist auch das ein
936
+ sehr dickes Brett &#8211; drei Bohrer. </p>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image
937
+ size-large is-resized\"><img loading=\"lazy\" data-attachment-id=\"816\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/2022/08/22/luftschloss/3-bohrer/\"
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940
+ data-image-title=\"3-bohrer\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
941
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944
+ alt=\"\" class=\"wp-image-816\" width=\"299\" height=\"76\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/3-bohrer.jpg?w=297
945
+ 297w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/3-bohrer.jpg?w=594
946
+ 594w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/3-bohrer.jpg?w=150
947
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/3-bohrer.jpg?w=300
948
+ 300w\" sizes=\"(max-width: 299px) 100vw, 299px\" /></figure>\n\n\n\n<p><strong>Umsatzsteuerrecht</strong></p>\n\n\n\n<p>Früher
949
+ wurde die gegenseitige Nutzung von Infrastruktur (z.B. von Core Facilities
950
+ oder Forschungsflugzeugen) als sog. Beistandsleistung betrachtet, die Kostenerstattung
951
+ war einfach. Die Rechtsprechung der letzten zwanzig Jahre hat allerdings dazu
952
+ geführt, dass die Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen
953
+ immer stärker als Leistungsaustausch angesehen wird, d.h. als Forschungsaufträge
954
+ oder wissenschaftliche Dienstleistung. </p>\n\n\n\n<p>Das wiederum bedeutet
955
+ höhere Preise: Vollkosten und 19% Umsatzsteuer müssen eingeplant werden. Oft
956
+ genug platzen gute Ideen daher aus Kostengründen. Hinzu kommt, dass diese
957
+ &#8222;Leistung&#8220; anderer Unis eingekauft werden muss wie ein Bürostuhl,
958
+ und so landet man wieder bei der Vergabestelle (siehe oben). </p>\n\n\n\n<p>Letztes
959
+ Jahr hat sich dieses Trauerspiel fortgesetzt: Auch <a href=\"https://www.wissenschaftsrat.de/download/2021/Allianz_USt_Gem_Berufungen_Kooperationen_160421.pdf?__blob=publicationFile&v=5\">gemeinsame
960
+ Berufungen zwischen Unis und Außeruniversitären Forschungseinrichtungen</a>
961
+ sollen jetzt teilweise steuerpflichtig werden. Das BMBF kann diese behördlichen
962
+ Einschätzungen zwar nicht einfach aufheben, könnte sich aber für Gesetzesänderungen
963
+ stark machen, die wissenschaftliche Kooperationen explizit als aus der Steuerpflicht
964
+ herausnehmen. Zwei Bohrer. </p>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image size-large
965
+ is-resized\"><img loading=\"lazy\" data-attachment-id=\"818\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/2022/08/22/luftschloss/2-bohrer/\"
966
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/2-bohrer.jpg\"
967
+ data-orig-size=\"5315,1361\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"1\"}\"
968
+ data-image-title=\"2-bohrer\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
969
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970
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/2-bohrer.jpg?w=1024\"
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972
+ alt=\"\" class=\"wp-image-818\" width=\"329\" height=\"83\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/2-bohrer.jpg?w=324
973
+ 324w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/2-bohrer.jpg?w=648
974
+ 648w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/2-bohrer.jpg?w=150
975
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/2-bohrer.jpg?w=300
976
+ 300w\" sizes=\"(max-width: 329px) 100vw, 329px\" /></figure>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<p><strong>Fazit</strong></p>\n\n\n\n<p>Wir
977
+ stoßen fast nur auf dicke Bretter. Ein Verwaltungs-Luftschloss zu bauen, frei
978
+ von Bürokratie und mit maximalem Gestaltungsspielraum, wäre daher für jede*n
979
+ Minister*in ein sehr unattraktives Vorhaben. Zeitraubend, unsexy, vermutlich
980
+ zum Scheitern verurteilt.</p>\n\n\n\n<p>Punktuell gibt es zwar Ansätze, Freiräume
981
+ zurückzugewinnen: Weil die Agentur für Sprunginnovationen (SprinD), eigentlich
982
+ ein Hoffnungsträger der Wissenschaft, in denselben Regeln und Vorschriften
983
+ festhängt wie alle anderen auch, will das BMBF bald dem Bundestag ein spezielles
984
+ <a href=\"https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2022/03/140322-SPRIND.html\">Freiheitsgesetz
985
+ </a>vorschlagen. Ein solches Gesetz wäre im Prinzip ein eigener Ausnahmekatalog
986
+ nur für SprinD &#8211; leider aber nicht für den Rest der Forschungslandschaft.
987
+ (Ein bisschen wie das Wissenschaftsfreiheits-Gesetz, nur noch exklusiver.)
988
+ Hier entsteht also kein Luftschloss, sondern eher eine Sandburg.</p>\n\n\n\n<p>Gibt
989
+ es also gar keine Hoffnung auf Veränderung? Doch &#8211; wenn der Wille da
990
+ ist! Am Beispiel Beschaffung: Für den Sektor &#8222;Verteidigung und Sicherheit&#8220;
991
+ wurde der Vergabe-Schwellenwert doppelt so hoch angesetzt wie für den Sektor
992
+ Forschung; die komplizierten europaweiten Verfahren beginnen dort erst bei
993
+ 431.000 statt 215.000 €. Hier waren sich die EU-Staaten einig, dass man dem
994
+ Militär eine administrative Erleichterung verschaffen wollte (übrigens schon
995
+ vor Jahren, nicht erst seit dem Ukraine-Krieg). Wenn die Politik also irgendwo
996
+ schnell vorankommen will, dann ist sie auch bereit, auf Bürokratie zu verzichten
997
+ und den Rechtsrahmen entsprechend anzupassen.</p>\n\n\n\n<p>Eigentlich wäre
998
+ auch genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um bei der Bundesregierung Druck
999
+ für flächendeckend Gesetzesänderungen zu machen. Denn das liebste forschungspolitische
1000
+ Gestaltungsmittel der letzten Jahrzehnte war &#8211; frisches Geld. Das war
1001
+ in der Handhabung einfach und sah immer schick aus. Aber genau an Geld mangelt
1002
+ es jetzt, vermutlich für die gesamte Legislaturperiode. Wenn Bettina Stark-Watzinger
1003
+ also der Wissenschaft trotz Mittelkürzungen ein echtes Geschenk machen will,
1004
+ dann hat sie jetzt die Chance dazu. Vielleicht erscheinen die Bretter unter
1005
+ diesem Blickwinkel ja doch nicht mehr ganz so dick.</p>\n\n\n\n<div style=\"height:101px;\"
1006
+ aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"></div>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image
1007
+ size-large is-resized\"><img loading=\"lazy\" data-attachment-id=\"830\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/2022/08/22/luftschloss/1-bohrer/\"
1008
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/1-bohrer.jpg\"
1009
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1010
+ data-image-title=\"1-bohrer\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
1011
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1012
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1013
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1014
+ alt=\"\" class=\"wp-image-830\" width=\"148\" height=\"111\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/1-bohrer.jpg?w=148
1015
+ 148w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/08/1-bohrer.jpg?w=296
1016
+ 296w\" sizes=\"(max-width: 148px) 100vw, 148px\" /></figure>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/11/07/rhetorik-quiz/","uuid":"96b5eb79-302e-4a78-9f0d-a1a7cca56afd","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/11/07/rhetorik-quiz/","title":"Das
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1020
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p><strong>Kennen Sie das auch?
1021
+ Sie lauschen der schönen Antrittsrede eines Hochschulpräsidenten, aber hinterher
1022
+ sind Sie trotzdem nicht schlauer, was genau er eigentlich plant. Oder: Sie
1023
+ fragen eine Staatssekretärin, welche Forschungsfelder zukünftig mehr Geld
1024
+ erhalten werden, und später streitet sie ab, sich auf irgendwas festgelegt
1025
+ zu haben. Wie machen die das nur?</strong></p>\n\n\n\n<p>Ich verrate Ihnen
1026
+ was: Defensive Rhetorik ist eine uralte Kunst. Schöne Dinge zu sagen, für
1027
+ die Ihnen jeder im Raum Anerkennung zollt, auf die Sie hinterher aber niemand
1028
+ festnageln kann – das können nur wenige. Beherrschen Sie dieses sprachliche
1029
+ Kunststück ebenfalls?</p>\n\n\n\n<p class=\"has-text-align-center\"><strong>Dann
1030
+ wartet hier das ultimative Quiz auf Sie!</strong></p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<div
1031
+ class=\"wp-block-buttons is-content-justification-center is-layout-flex wp-container-1
1032
+ wp-block-buttons-is-layout-flex\">\n<div class=\"wp-block-button\"><a class=\"wp-block-button__link
1033
+ wp-element-button\" href=\"https://ulirockenbauch.blog/blog/rhetorik-quiz-frage-1\"
1034
+ style=\"border-radius:100px;\">Los geht&#8217;s!</a></div>\n</div>\n\n\n\n<div
1035
+ style=\"height:198px;\" aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"></div>\n\n\n\n<p></p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"},{"id":"https://ulirockenbauch.blog/2022/09/12/preise/","uuid":"e7c8464d-96eb-464d-998a-d7507de52c70","url":"https://ulirockenbauch.blog/2022/09/12/preise/","title":"Mehr
1036
+ Show als Effekt","summary":"Im letzten halben Jahr gab es viel zu feiern:
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1039
+ Rockenbauch"}],"image":null,"content_html":"\n<p>Im letzten halben Jahr gab
1040
+ es viel zu feiern: Der Bundesverband deutscher Stiftungen verlieh im Juni
1041
+ einen Sonderpreis an die russische Organisation MEMORIAL International, für
1042
+ ihr zivilgesellschaftliches Engagement in Osteuropa. Die Generali-Versicherungsgruppe
1043
+ wiederum verlieh im Juli zum zweiten Mal den SME EnterPRIZE an Unternehmen,
1044
+ die sich beim Thema Nachhaltigkeit hervorgetan hatten. Und der Stifterverband
1045
+ für die deutsche Wissenschaft verlieh bereits im Mai gleich in mehreren Kategorien
1046
+ den &#8222;Impact of Diversity Award&#8220;, an Personen oder Organisationen,
1047
+ die sich besonders für gesellschaftliche Vielfalt engagiert hatten. Toll,
1048
+ oder? Trotzdem mache ich mich jetzt mal unbeliebt: Ich halte von solchen Aktionen
1049
+ gar nichts.</p>\n\n\n\n<p>Tatsächlich stehe ich den meisten Preisverleihungen
1050
+ sehr kritisch gegenüber, egal ob in der Wissenschaft oder in anderen Branchen.
1051
+ Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Was spricht gegen feierliche Empfänge, bei
1052
+ denen vor Publikum die besonderen Leistungen von Menschen honoriert werden?
1053
+ Um das zu verstehen, machen wir folgendes Experiment:</p>\n\n\n\n<p>Können
1054
+ Sie sich erinnern, welche Stiftung Ende 2021 erstmals einen Preis für Qualität
1055
+ in der Forschung ausgelobt hat?</p>\n\n\n\n<ul>\n<li><em>Richtig, es war die
1056
+ Einstein Stiftung Berlin.</em></li>\n</ul>\n\n\n\n<p>Können Sie sich erinnern,
1057
+ wer den Preis bekommen hat?</p>\n\n\n\n<ul>\n<li><em>Das war&#8230; äh&#8230;</em></li>\n</ul>\n\n\n\n<p>Genau
1058
+ das ist der Effekt, der immer wieder auftritt: Wer einen Preis verleiht, greift
1059
+ die Leistungen anderer Menschen auf und lenkt diese Aufmerksamkeit auf sich
1060
+ selbst. Die meisten Preise werden daher vor allem aus einem Grund vergeben:
1061
+ Sie bringen dem Stifter Publicity.</p>\n\n\n\n<p>Wenn man so argumentiert,
1062
+ handelt man sich erst einmal heftigen Widerspruch ein. Gegenargumente sind
1063
+ zum Beispiel: &#8222;Wir wollen mit diesem Preis ein Zeichen setzen&#8220;,
1064
+ &#8222;Wir wollen der Gesellschaft wichtige Impulse geben&#8220; oder auch:
1065
+ &#8222;Wir wollen Menschen zu ähnlichen Leistungen ermutigen&#8220;.</p>\n\n\n\n<p>Das
1066
+ ist erst einmal eine gute und nachvollziehbare Absicht. Nur: wie viele Preise
1067
+ werden diesem Anspruch gerecht? Die Generali-Gruppe zeichnet nachhaltige Unternehmen
1068
+ aus, aber setzen sie damit im Jahr 2022 wirklich ein Zeichen? Oder ist das
1069
+ Zeichen längst gesetzt? Der Bundesverband deutscher Stiftungen zeichnet MEMORIAL
1070
+ aus &#8211; aber erst, nachdem die Organisation in Russland verboten wurde
1071
+ und bereits alle Welt über sie spricht. Das sind keine &#8222;Impulse&#8220;
1072
+ für die Gesellschaft mehr, sondern nur das Aufspringen auf bestehende Trends.
1073
+ Dass der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft <a href=\"https://www.stifterverband.org/impact-of-diversity-award\">sich
1074
+ jetzt auch für Diversity einsetzt</a>, ist zwar super &#8211; aber die Preisverleihung
1075
+ kommt (als Aktion) 30 Jahre zu spät. </p>\n\n\n\n<p>Es gibt aber noch einen
1076
+ weiteren Grund, weshalb ich Preise als Instrument grundsätzlich und aus der
1077
+ Sicht des Managements kritisiere: Wenn ich ein bestimmtes Ziel fördern will
1078
+ &#8211; in meinem Sektor also herausragende Forschung &#8211; dann erstelle
1079
+ ich zuerst ein gedankliches Modell, was Menschen brauchen, um dorthin zu kommen.
1080
+ Das kann zum Beispiel so aussehen:</p>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image
1081
+ size-large\"><img data-attachment-id=\"745\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie1-2/\"
1082
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg\"
1083
+ data-orig-size=\"1280,451\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"1\"}\"
1084
+ data-image-title=\"Folie1\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
1085
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=300\"
1086
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=1024\"
1087
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=1024\"
1088
+ alt=\"\" class=\"wp-image-745\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=1024
1089
+ 1024w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=150
1090
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=300
1091
+ 300w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg?w=768
1092
+ 768w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/07/folie1-1.jpg 1280w\"
1093
+ sizes=\"(max-width: 1024px) 100vw, 1024px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Auf dem
1094
+ langen Weg von der ursprünglichen Motivation zum schlussendlichen Erfolg gibt
1095
+ es immer wieder Engpässe, d.h. schwierige Übergänge, die den Prozess zum Scheitern
1096
+ bringen können. Diese Flaschenhälse können überwunden werden, indem man sie
1097
+ mit gezielten Maßnahmen angeht:</p>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image
1098
+ size-large\"><img data-attachment-id=\"1037\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie2-2/\"
1099
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg\"
1100
+ data-orig-size=\"1280,720\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"0\"}\"
1101
+ data-image-title=\"Folie2\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
1102
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=300\"
1103
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=1024\"
1104
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=1024\"
1105
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1037\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=1024
1106
+ 1024w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=150
1107
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=300
1108
+ 300w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg?w=768
1109
+ 768w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie2.jpg 1280w\"
1110
+ sizes=\"(max-width: 1024px) 100vw, 1024px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Das ist
1111
+ sozusagen das harte Handwerk der Forschungsförderung. Das oben gezeigte Modell
1112
+ kann jedes Mal anders aussehen, manche Engpässe müssen erst im Detail verstanden
1113
+ werden, und jede Maßnahme muss sorgfältig ausgewählt werden. Ein mühsames
1114
+ Geschäft!</p>\n\n\n\n<p>Wenn man stattdessen einfach einen Preis an die erfolgreichen
1115
+ Projekte gibt, fällt all diese Arbeit weg. Man fördert nicht den langen Entstehungsprozess
1116
+ (mit Hirnschmalz, Geld und vielen Diskussionen), sondern erntet nur die wenigen
1117
+ Erfolgsbeispiele, die aus eigener Kraft zur Entfaltung gekommen sind:</p>\n\n\n\n<p></p>\n\n\n\n<figure
1118
+ class=\"wp-block-image size-large\"><img data-attachment-id=\"1041\" data-permalink=\"https://ulirockenbauch.blog/folie3-2/\"
1119
+ data-orig-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg\"
1120
+ data-orig-size=\"1280,410\" data-comments-opened=\"1\" data-image-meta=\"{\"aperture\":\"0\",\"credit\":\"\",\"camera\":\"\",\"caption\":\"\",\"created_timestamp\":\"0\",\"copyright\":\"\",\"focal_length\":\"0\",\"iso\":\"0\",\"shutter_speed\":\"0\",\"title\":\"\",\"orientation\":\"1\"}\"
1121
+ data-image-title=\"Folie3\" data-image-description=\"\" data-image-caption=\"\"
1122
+ data-medium-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=300\"
1123
+ data-large-file=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=1024\"
1124
+ src=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=1024\"
1125
+ alt=\"\" class=\"wp-image-1041\" srcset=\"https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=1024
1126
+ 1024w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=150
1127
+ 150w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=300
1128
+ 300w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg?w=768
1129
+ 768w, https://ulirockenbauch.files.wordpress.com/2022/09/folie3-1.jpg 1280w\"
1130
+ sizes=\"(max-width: 1024px) 100vw, 1024px\" /></figure>\n\n\n\n<p>Das ist
1131
+ natürlich bequem. Aber wenn wir ernsthaft ein gesellschaftliches oder wissenschaftliches
1132
+ Feld voranbringen wollen, müssen wir uns mehr Mühe geben, als bestehende Erfolgsbeispiele
1133
+ zu suchen und auszuzeichnen.</p>\n\n\n\n<p>Sind Preise also allgemein überflüssig,
1134
+ außer als PR-Instrument? </p>\n\n\n\n<p>Nein, nicht ganz. Es gibt spezielle
1135
+ Fälle, in denen ihre gesellschaftliche Wirkung tatsächlich größer ist als
1136
+ die Publicity für den Preisstifter. Wenn man mich fragt, würde ich sagen:
1137
+ Es gibt fünf Kategorien von Preisen, die wirklich sinnvoll sind.</p>\n\n\n\n<ol
1138
+ type=\"a\" start=\"1\">\n<li><strong>Der Preis stellt gegenüber dem Empfänger
1139
+ eine Entschuldigung dar, bzw. ein Eingeständnis, dass er in seiner Sache Recht
1140
+ hatte.</strong> Das setzt aber voraus, dass der Preisstifter der Person vorher
1141
+ Unrecht getan oder sie zumindest nicht ernst genommen hat. Ein Beispiel: <a
1142
+ href=\"https://www.ardalpha.de/wissen/geschichte/historische-persoenlichkeiten/werner-forssmann-nobelpreis-herz-katheter-102.html\">Werner
1143
+ Forßmann</a>, der den Herzkatheter entwickelte und dafür 30 Jahre später den
1144
+ Nobelpreis bekam. </li>\n\n\n\n<li><strong>Der Preis will provozieren und
1145
+ leistet einen kontroversen Beitrag zur öffentlichen Debatte. </strong>Er zeichnet
1146
+ ganz bewusst jemanden aus, der nicht schon von allen Seiten positiv wahrgenommen
1147
+ wird. (Die spannende Umkehrvariante dieses Ansatzes sind Negativpreise, z.B.
1148
+ das &#8222;<a href=\"https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/helfen/aktionen/2616-herz-aus-stein\">Herz
1149
+ aus Stein</a>&#8220; der Vereinigung <em>Ärzte gegen Tierversuche</em>.)</li>\n\n\n\n<li><strong>Der
1150
+ Preis wird für das Erreichen eines vorher definierten, sehr konkreten Ziels
1151
+ vergeben</strong>. Die kürzlich gestartete, US-britische <a href=\"https://petsprizechallenges.com/\">&#8222;Prize
1152
+ Challenge for Privacy-Enhancing Technologies&#8220;</a> geht in diese Richtung.</li>\n\n\n\n<li><strong>Der
1153
+ Preis ist so hoch dotiert, dass er dem Empfänger etwas ermöglicht, was sonst
1154
+ unerreichbar wäre.</strong> Hierzu gehört sicherlich der <a href=\"https://www.krupp-stiftung.de/alfried-krupp-foerderpreis/\">Alfried-Krupp-Förderpreis</a>,
1155
+ dotiert mit einer Million Euro. Oder auch &#8211; so viel Fairness muss sein
1156
+ &#8211; besagter <em>Einstein Award for promoting quality in research</em>,
1157
+ mit 500.000 Euro. </li>\n\n\n\n<li><strong>Der Preis honoriert einen Aspekt,
1158
+ der nachahmenswert ist, den aber bisher niemand auf dem Schirm hat.</strong>
1159
+ Das kann ein Lebensstil, ein Verhalten oder eine Denkrichtung sein &#8211;
1160
+ wichtig ist nur, dass der Ansatz noch nicht mehrheitsfähig ist.</li>\n</ol>\n\n\n\n<p>Letztendlich
1161
+ können Preise also durchaus ein gutes Gestaltungsinstrument sein &#8211; wenn
1162
+ man es richtig einsetzt: mutig, kontrovers. Und natürlich mit der Bereitschaft,
1163
+ auch kleinste Entwicklungen früh in den Blick zu nehmen, bevor sie zum Mainstream
1164
+ werden. Wie selten wir das tun, habe ich bei dem Versuch gemerkt, für die
1165
+ oben aufgeführte Liste konkrete Beispiele zu finden. Eine absichtlich kontroverse
1166
+ Auszeichnung (Kategorie 2) fiel mir auch nach längerer Recherche nicht ein,
1167
+ ebenso wenig die Ehrung eines zukunftsweisenden Verhaltens, das bisher noch
1168
+ kaum beachtet wird (Kategorie 5). Falls jemand aus der Community hierfür Beispiele
1169
+ hat, freue ich mich natürlich über Zuschriften oder Kommentare.</p>\n\n\n\n<p>Vielleicht
1170
+ sollten wir &#8211; als wissenschaftliche Community &#8211; dem Trend zum
1171
+ Preis-Wildwuchs entgegenwirken, indem wir noch einen weiteren <em>Award</em>
1172
+ ins Leben rufen: Eine Auszeichnung für Organisationen, die Preise nur mit
1173
+ Bedacht und möglichst uneigennützig verleihen. Das wäre doch mal ein echter
1174
+ Impuls.</p>\n","tags":["Allgemein"],"language":"de"}]}'
1175
+ recorded_at: Mon, 05 Jun 2023 08:36:48 GMT
1176
+ recorded_with: VCR 6.1.0